In guten und bösen Tagen
Es wird im Neuen Testament zwar nicht berichtet, dass Jesus die Ehe als Sakrament eingesetzt hat, doch wir kennen seine Einstellung zur Unauflöslichkeit der Ehe: „Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ (Mk 10, 6-9)
Somit gehört die Ehe sowohl der Schöpfungs- als auch der Heilsordnung an.
Tradition der Ehe
Im Epheserbrief, der Paulus zugeschrieben wird, findet die Tradition der Kirche eine Begründung für die Sakramentalität der Ehe:
„Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus. Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat.“ (Eph 5, 21-25) Es geht hier um gegenseitige „Unterordnung“ und Liebe von Mann und Frau, die in ihrer Ehe Abbild des ewigen Bundes Christi mit seiner Kirche sind. Dies ist ein hoher Anspruch, vor dem viele Paare auch erschrecken.
Das sakramentale Zeichen der Ehe ist der freiwillige Akt, in dem sich das Paar gegenseitige Hilfe, Vervollkommnung und Bereitschaft zu Kindern verspricht – für die Dauer ihres Lebens. Spender des Sakraments ist in diesem Fall weder der Priester noch der Diakon, sondern die Brautleute selbst. Da Sakramentenspendung keine Privatsache ist, muss die Ehe vor einem Vertreter der Kirche in Anwesenheit von zwei Zeugen geschlossen werden.
Das Versprechen gegenseitiger lebenslanger Liebe und Treue wirkt heute auf viele Menschen abschreckend, was auch verständlich ist. Denn aus menschlicher Kraft allein, wird es auf Dauer nicht nur schwierig, sondern vielleicht sogar unmöglich sein, das zu schaffen. Das Sakrament der Ehe kann hier als Hilfe verstanden werden, Christus näher zu kommen, ihn in das gemeinsame Leben miteinzubeziehen und so Krisensituationen gemeinsam meistern zu können. Die menschliche Liebe wird somit in die göttliche hineingenommen und dadurch gestärkt und intensiviert. So kann die irdische Ehe einen Ausblick und Vorgeschmack auf das ewige Hochzeitsmahl bieten.
Elisabeth Fritzl