Der Ort deiner Gottesbegegnung liegt in dir
Eine gute Therapeutin, ein guter Therapeut belehrt nicht die Klient:innen sondern geht die inneren Wege der Seele nach, damit die Suchenden und Leidenden in sich selbst die Quellen echter Lebendigkeit finden.
Bei Elija ist der Gott Israels wie eine gute Therapeutin, wie ein guter Therapeut da am Tiefpunkt seines Lebens. Elija, der Name des Propheten, ist sein Lebens-programm. El bedeutet Gott und Ja steht für den Gottesname JHWH, mit dem sich der Gott Israels im brennenden Dornbusch dem Mose geoffenbart hat. Also der Name Elija ist ein Glaubensbekenntnis: Gott ist der Gott Israels, mein Gott ist der „Ich bin da“! Für dieses Bekenntnis ist Elija gegen alle Widerstände von Seiten des Königs Ahab und der heidnischen Königin Isebel, die gegen den wahren Glauben an den Gott Israels den Fruchtbarkeitskult des Baals in Israel eingeführt hat und alle Propheten Gottes verfolgten und töten ließ, aufgetreten – unter Lebensgefahr. Er hat am Berg Karmel in einem dramatischen Gottesurteil die Gegenwart Gottes bezeugt und seinerseits die Baalspriester umbringen lassen. Jetzt steht er auf der Todesliste der Königin und er flüchtet. Er flüchtet in die Wüste und verfällt in tiefste Depression, er ist lebensmüde und will sterben.
Dort in der Wüste kommt der Therapeut – Gott geht ihm nach. Wir haben es gehört, er weckt ihn und gibt ihm zu essen und zu trinken und er lässt ihn nochmals schlafen. Er lässt ihn nochmals essen und trinken und lässt ihn gehen. Elija spürt innerlich, welchen Weg er gehen muss – Gott muss es ihm gar nicht sagen. Elija geht den Weg seines Volkes Israel zurück. Er geht zur Quelle, zum Berg Horeb. Horeb ein anderer Name für den Berg Sinai. Elija geht zurück zu dem Ort, an dem sich Gott seinem Volk gezeigt hat in seiner Größe und Nähe und Verschiedenheit. Er geht an den Ort, an dem das Volk die Lebensweisung der 10 Gebote erfahren hat. Dort wird Elija seinen Gott, für den er leiden-schaftlich eingetreten ist, ganz neu und anders kennen-lernen, als eine sanfte, stille Gegenwart, die Antworten hat auf die politischen Herausforderungen der Zeit.
Aus dieser Prophetenerzählung können wir ermutigt werden auf unser Inneres zu hören. Wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann soll ich zuerst auf meinen Körper achten und ihm Gutes tun, essen und trinken und mich ausschlafen. Und dann kann ich mich zurückbesinnen, zurückgehen zu den Quellen meines Glaubens und meines Vertrauens. Ich erinnere mich, was mich besonders in meiner Gottesbeziehung angesprochen hat und mir zum tragenden Grund im Laufe meines Lebens geworden ist. Ich lasse diese Verbundenheit mit dem Lebendigen neu aufleben und werde dann neue Wege finden unter anderen Umständen, meinen Weg weiter zu gehen. Es ist oft ein langer Weg zurück zu meiner frühen Glaubens-begeisterung – vierzig Tage und vierzig Nächte, d.h. Ausdauer ist gefragt und langer Atem.
Im Evangelium zeigt Jesus heute einen sehr herausfordernden Weg der Verbundenheit mit ihm auf, der mitten ins Geheimnis Gottes führt. Dabei sagt er: Alle werden Schüler:innen Gottes sein! Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Joh 6,45
Ein:e Schüler:in erwartet sich vom Lehrer:in eine Horizonterweiterung, eine Vertiefung des Wissens und Könnens, das schon im Inneren ruht.
Jesus sagt, dass wir uns nicht gegenseitig belehren müssen, sondern in die Schule Gottes gehen dürfen. Er will uns therapeutisch nachgehen und uns die Schlüssel zum eigenen Lebenssinn finden lassen. Dein Horeb, der Ort deiner Gottesbegegnung, liegt in dir. Lass dich überraschen, was Gott für dich vorgesehen hat. AMEN!