Bereit zu teilen
Wann waren Sie das letzte Mal so richtig hungrig? - Wem fällt so eine Situation ein?
Mir knurrt schon ab und zu der Magen, aber in den heutigen Texten geht es wohl um etwas anderes.
Schon in der Lesung haben wir von einer wunderbaren Speisung gehört. Elischa erweist sich durch den Bauch der Menschen hindurch als Prophet Gottes. Nicht nur Gottes Wort ist in seinem Mund, sondern auch Gottes Erbarmen und Zuneigung, wenn er prophetisch handelt. 100 Männer sollen von den 20 Gerstenbroten satt werden. Das “Geheimnis” findet sich im letzten Satz: Sie aßen und ließen noch übrig, wie der HERR gesagt hatte.” In Gottes Wort finden wir eine unglaubliche Kraft und Wirksamkeit. Schon im Schöpfungsbericht wird das deutlich: Gott sprach: es werde Licht und es wurde Licht.
Ähnliches lesen wir im Evangelium. Fünf Brote und zwei Fische ist das Kind bereit zu teilen. Geradezu lächerlich angesichts der vielen Menschen, die Jesus gefolgt sind. Jesus spricht das Dankgebet, anschließend teilt er aus, jedem und jeder soviel er oder sie wollte, und es bleiben am Ende 12 Körbe übrig!! So erkennen die Menschen, dass Jesus DER Prophet ist, der kommen soll. Zeichen werden diese Wunder Jesu im Johannesevangelium genannt.
Für mich sind diese beiden Erzählungen ein Aufruf miteinander zu teilen. Zum einen im materiellen und ganz praktischen Sinn. Aufgrund der Teuerung und anderer Faktoren sind auch bei uns in Graz immer mehr Menschen auf Lebensmittel oder finanzielle Hilfe angewiesen. Die Pfarrcaritas und der Vinzenzverein leisten hier einen unglaublich großen und wichtigen Beitrag. Zum anderen ist es auch ein Aufruf zu teilen, was uns gut tut. Hunger steht für mich als Bild für die Sehnsucht vieler Menschen, auch meiner eigenen: Wonach sehne ich mich? Gesehen, wahrgenommen, geschätzt, angenommen zu werden. Ich sehne mich nach jemandem, mit der oder dem ich meine Gefühle teilen kann: Trauriges wird leichter, Schönes vermehrt sich, wenn wir es teilen. Bleiben wir nicht nur immer bei uns selbst stehen, haben wir den Mut, auch etwas von uns selbst zu geben. Vertrauen wir auf Gottes Wort, das so vieles bewirken kann. Erzählen wir davon, aber hören wir auch anderen zu, wenn sie uns ihre Erfahrungen mit diesem großartigen Wort Gottes mitteilen wollen. Amen!