Wir sind ein Teil dieser Erde
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Liebe Schwestern und Brüder!
Das hier ist ein Quadratmeter. Der Rahmen ist 10cm hoch.
Wäre das jetzt ein Ackerboden, dann wäre er in der Lage in etwa 30 Liter Wasser zu speichern.
Er wäre das Zuhause von bis zu 200 oder umgerechnet einem halben Kilogramm Regenwürmer. Dieser Boden könnte uns jedes Jahr knapp einen Kilogramm Weizen als Ernte schenken.
Und er hätte sicher auch einiges zu erzählen: Es hätte nämlich bis zu 1.000 Jahre gedauert, bis er entstanden wäre.
Dieser Boden entspricht in etwa der Fläche, die in Österreich jede Sekunde verbaut wird. Für Geschäfte, für Paket-Verteilerzentren, für Straßen und Autobahnen, für Wohnhäuser.
Der Boden hat viele Funktionen, er ist unser Ursprung, unsere Lebensgrundlage und er ist unsere Zukunft.
Das ist die Botschaft, die mir in der heutigen Lesung am besten gefallen hat. Gott hat die Welt nicht fix fertig erschaffen und uns Menschen dann wie Spielfiguren in das gemachte Nest gesetzt. Sondern wir sind aus dem Staub, oder besser aus dem Boden, erschaffen worden.
Wir sind ein Teil dieser Erde. Wir sind sogar aus denselben Baustoffen. In anderer Zusammensetzung natürlich.
Das macht auch Sinn, weil: 95 Prozent, von dem was wir essen, hat seinen Ursprung im Boden. Manches eindeutig: Die Erdäpfel, der Weizen, die Tomaten, der Salat. Manches in veredelter Form wie das Fleisch, die Milch oder die Eier.
Als Gott uns Menschen in die Erd-WG aufgenommen hat, hat er uns Aufgaben mitgegeben. Bebaue und Bewahre – haben wir in der Lesung gehört.
Bebauen können wir einerseits landwirtschaftlich im Sinne von „Anbauen“ verstehen. Gleichzeitig müssen wir aber auch irgendwo leben. Mit Bebauen ist also auch das Errichten von Häusern und Wohnungen gemeint.
Aber nicht nur als Fundament für Gebäude, oder als Quelle für Lebensmittel:
Der Boden übernimmt viele Jobs für uns: Er speichert und reinigt Wasser, er ist Lebensraum für ein Viertel aller Arten weltweit und er bindet Treibhausgase.
Wenn wir darüber ein bisschen nachdenken merken wir wahrscheinlich, dass die zweite Aufgabe, die uns Gott in der Lesung gegeben hat, untrennbar mit der ersten verbunden ist. Gott will, dass wir den Boden, generell seine Schöpfung bewahren. Das ist auch dringend notwendig. Boden ist nämlich endlich. Wenn er einmal zerstört ist, können wir ihn nicht mehr wiederherstellen. Wir können ihn auch nicht vermehren. Sein unendlicher Wert liegt nicht zuletzt darin, dass er begrenzt ist. Wenn wir diese Aufgabe also erfüllen wollen, müssen wir überlegt und verantwortungsvoll mit dem Schöpfungs-Geschenk umgehen.
Das heißt, wie auch im Evangelium steht, wir müssen beispielsweise klug bauen: In die Höhe und in die Tiefe, statt in die Breite. Am Felsen statt am Acker. Wir müssen aber auch überlegen: „Wo braucht es Boden für Häuser, wo für die Landwirtschaft?
Und wo darf Boden einfach nur Boden sein?“.
In letzter Zeit sehen wir leider immer öfter was passiert, wenn wir verschwenderisch mit dem Boden umgehen: Unwetter, Hochwasser, Hitzeperioden mit Dürren.
Wenn wir uns erinnern, dass wir ein Teil des Systems, ein Teil der Erde sind, dann wird uns auch klar: Jeden Schaden, den wir der Natur zufügen, fügen wir genauso uns selbst zu. Gleichzeitig: Alles Gute, das wir ihr tun, tun wir auch uns.
Eine Möglichkeit etwas Gutes zu tun ist, sich irgendwo einen Quadratmeter Acker oder Wiese zu suchen, sich raufzusetzen und dabei die eigene Verbundenheit mit der Erde und auch die mit Gott zu spüren.
Alleine, wenn wir dann wieder erkennen, wie groß das Geschenk der Schöpfung an uns ist, dann ist der erste Schritt im Bewahren schon gelungen. Amen.