Die Kirche wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes
Die Kirche wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.
(Apg 9,31)
Das haben wir als letzten Satz der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört. Jesus beschreibt mit dem Bildwort: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben!, wie wir wachsen können in der Verbundenheit mit ihm. Der Dünger für das Wachstum in der Beziehung zu Jesus heißt: Bleiben! Neunmal kommt dieses Wort in diesem Evangelienabschnitt vor, den wir gehört haben.
Wie in einer freundschaftlichen Beziehung oder Partnerschaft liegt im Bleiben die Kraft des Wachsens.
Bleiben heißt sich Zeitnehmen füreinander, mit-einander Zeit verbringen und gestalten. Dranbleiben, nach Gemeinsamkeiten suchen oder sie entdecken.
Bleiben heißt aufeinander hören, hinhören und zuhören, neugierig sein auf den/die andere/n. Jesus unterstreicht: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. (Joh15,7) Im absichtslosen Annehmen der Worte des oder der anderen finde ich mich dann selbst. Ein Wagnis, das sich lohnt! Absichtslos zuhören meint, wirklich zuhören und nicht den oder die andere unterbrechen, weil mir jetzt gerade selbst etwas ein-fällt, was ich sofort los werden möchte. So kreise ich nur um mich selbst. Aber vielleicht kennen das einige: Im absichtslosen Hinhören kann mir das gesagt werden, was ich mir selbst nicht sagen kann. Manchmal gelingt es, dass der oder die andere etwas in Worte fassen kann, was ich schon lange irgendwie gedacht oder geahnt habe, aber noch nicht ausdrücken konnte.
Bleiben heißt auch, das, was fruchtlos geworden ist, lassen, abschneiden lassen und das, was sich bewährt hat, weiter üben, praktizieren und einfach tun.
Bleiben heißt weiterwachsen lassen und staunen, was daraus wird. Der Heilige Geist ist dann wie der Lebenssaft, der in einem Baum – oder Weinstock – zwischen den Wurzeln und den Blattspitzen fließt und die Nährstoffe hin und her schickt. Bleiben und sich nicht ablenken lassen ist das Geheimnis jeder gelungenen Beziehung, auch im Glauben.
Es wird erzählt: Ein junger Mann kam zu einem Meister und fragte: Wie lange werde ich brauchen, um Erleuchtung zu erlangen?
Sagte der Meister: Zehn Jahre. Der junge Mann war erschrocken: So lange?, fragte er ungläubig.
Sagte der Meister: Nein, ich habe mich geirrt. Du wirst zwanzig Jahre brauchen. Der junge Mann fragte: Warum habt Ihr die Zeit verdoppelt?
Sagte der Meister: Wenn ich es recht überlege, wird es in deinem Fall wahrscheinlich dreißig Jahre dauern. Amen!