Ostern hat gerade erst angefangen!
So, jetzt ist Ostern a´ wieder vorbei! So wurde ich sehr unvermittelt am Dienstag dieser Woche begrüßt. Da konnte ich nicht zustimmen. Ostern hat gerade erst angefangen!, erwiderte ich. Ostern ist nicht nach der Osterjause vorbei oder wenn das Halleluja am Ostersonntag verklungen ist. Ostern ist nicht von gestern!
Für unsere Kirche ist die Osterzeit die längste Festzeit im Jahr. Aber nicht nur der liturgische Kalender, der die 50 Tage bis Pfingsten als Osterzeit zählt, bestimmt das, sondern vor allem der Festinhalt, die Botschaft: Gott schafft im Tod neues Leben! Gott hat Jesus bestätigt.
Heute im Evangelium hören wir, wie die engsten Vertrauten Jesu, Zeit brauchen um in den Glauben an die Auferstehung hineinzuwachsen. Diese Zeit brauchen auch wir, jedes Jahr wieder neu.
Auferstehung ist dort erfahrbar, wo uns Friede erfüllt und uns das Verzeihen nach Angst und Verrat wie eine warme Decke umhüllt. Da wirkt der Geist Jesu, Heilige Geist. Da ist Jesus gegenwärtig bei uns.
Auferstehung ist dort erfahrbar, wo ich meine Zweifel und auch mein Nicht-glauben-können aussprechen darf und über die eigenen und fremden Wunden erahnen und erspüren kann, dass ich gerade in Krisen von Gott durchgetragen werde und der Auferstandene fast mit Händen zu greifen ist.
Auferstehung ist dort erfahrbar, wo kleine und große Gemeinschaften anfangen „alles gemeinsam“ zu haben. Die Klimakatastrophe, das Sterben der Artenvielfalt, der tödliche Kapitalismus machen uns klar wie intensiv wir miteinander verbunden und vernetzt sind. Wenn wir die Schritte zu mehr Solidarität wagen und nicht ängstlich an unserem Besitz festhalten, dann wird es neues Leben geben und ein Überleben der Menschheitsfamilie in Zukunft möglich sein.
Gütergemeinschaft ist eine so radikale Lebensform, dass wir uns ihr nur sehr behutsam nähern können. Zum Glück gibt es ein Modell davon in unserer Kirche und in anderen Kirchen. In Frauen- und Männerklöstern wird dieses urchristliche Ideal gelebt und hat sich über Jahrhunderte bewährt. Ein Modell für die Zukunft, das noch stärker wirken könnte als das Almosen geben. Auch unsere Sozialsysteme wie Kranken- und Pensionsversicherungen sind von dieser Ursolidarität inspiriert.
Ostern ist nicht vorbei! Bleiben wir auf dem Weg des Vertrauens. Lassen wir uns von Jesus berühren, auch dort, wo unsere Wunden brennen, damit wir mit Thomas bekennen können: Mein Herr und mein Gott! AMEN, Halleluja!