Ostern fordert
Ostern fordert. Ostern ist keine leichte Kost.
Wir gehen in die Zielgerade der Fastenzeit auf die Heilige Woche zu. Die Weichen werden jetzt an diesem Sonntag, dem Passionssonntag, gestellt.
Wir sind als Getaufte heute entfernte Verwandte der Griechen aus dem Evangelium, die Jesus sehen wollen. Griechen sind ein Symbol für Menschen, die das Schöne suchen und das Verständige und Weise. Griechen sind Ästheten, sie wollen das Vollkommene entdecken. Sie haben von Jesus gehört von seinen Taten und Wundern und da war viel Neues für sie dabei. Jetzt wollen sie Jesus sehen und begreifen. Auch wir suchen das, was unser Leben schön macht, bereichert und mit Sinn erfüllt. Finden wir in unserem christlichen Glauben Erfüllung, Antwort auf unsere Fragen, Ängste und Zweifel?
Ob die Griechen ihr Ziel erreicht haben, bleibt im heutigen Evangelium offen. Ihnen und uns wird ein authentisches Bild von Jesus über Jesus vor Augen gestellt: das Weizenkorn! Ein Korn ist keine Blüte, keine schöne Gestalt, die bewundert werden muss, einfach ein Korn. Ein Weizenkorn, das in die Erde gestreut wird, in den Gatsch und drinnen versinkt. Es stirbt, es zerbricht, es geht zu Grunde. Und genau darin liegt dann das Wunderbare, seine Kraft. Das Weizenkorn steckt voller Leben, hochexplosivem Leben, wie der Dichter Wilhelm Willms schreibt.
Was gibt es also Neues vom Weizenkorn?
Das Weizenkorn sagt uns, dein Vertrauen auf Gott darf tiefer gehen, hinein in die Erde, hinein in den Dreck, zum Grund. Das Weizenkorn zeigt uns, das Vertrauen darf nicht an der Oberfläche bleiben. Daraus wächst kein neues Leben.
In der Lesung verkündet uns der Prophet Jeremia, der den katastrophalen Untergang Jerusalems miterleben musste, dass Gott mit uns einen neuen Bund schließt, einen Bund, der unter die Haut geht, mitten ins Herz.
Unter der Haut, unter der Erde wartet Gott schon auf uns. Er ist Grundlage unseres Daseins, Lebensprinzip, unsere Mitte, unser Herz.
Was gibt es Neues vom Weizenkorn?
Jesus sagt uns griechisch gesinnten Menschen, die es schön haben wollen: Habt keine Angst, euer Leben los zu lassen, einzusetzen, füreinander und für diese Welt. Wer sein Leben liebt verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst (wie es wörtliche heißt), wird es bewahren bis ins ewige Leben. (Joh 12, 25)
Dieses Weizenkorn ist keine leichte Kost. Aber wir alle, als Getaufte, als Gefirmte können Weizenkörner werden und sein für die neue Welt Gottes. Denken wir nicht zu klein von uns. Gerade im einfachen Leben, in dem wir Zeit verschenken und uns selber geben, geht dieses Geheimnis des Samenkornes auf.
Heute an seinem 85. Geburtstag denke ich an unseren langjährigen Diakon Werner Hofer. Er war für uns in Schutzengel so ein Weizenkorn. Sein Leben ist aufgegangen im Dasein für seine Familie, für seinen Dienst an uns als Pfarrgemeinde und für viele, denen er zugehört und geholfen hat mit all seinen Mitteln.
Danke Werner, du bist und bleibst für uns ein Hoffnungszeichen! AMEN!