Ein Zeuge der Auferstehung
Lieber Werner,
du hast gerne Blumen verschenkt. Oft hast du mir zum Geburtstag mit einem Blumenstock gratuliert, was mir eine große Freude war. Und du hast dich bei Blumen und Pflanzen gut ausgekannt als gelernter Gärtner. Stolz hast du oft erwähnt, dass du die riesige Fichte im jetzigen Kindergartenbereich gepflanzt hast. Sie ist in unserem Kirchenareal der höchste und stärkste Baum. Sie zeigt an, dass du über 60 Jahre seit deiner Hochzeit mit Hermi, hier in Schutzengel in der Pfarrgemeinde beheimatet und eingewurzelt bist.
Heute beim Abschiednehmen darf ich mich bei dir mit drei Blumen bedanken.
Als erstes eine rote Rose als Zeichen für die Liebe, die du in deiner 63 jährigen Ehe mit Hermi entfaltet hast und in deiner Familie mit deinen Kindern Werner, Karin und Ernst, mit den Schwiegerkindern, Enkelkindern und Urenkerln. Du warst ein verlässlicher Ehemann und Vater, zu dem jede/r in der Familie kommen konnte. Jahrelang hattet ihr ein Bauernhaus auf der Pack gepachtet, wo ihr mit der Familie die schönsten Urlaube verbracht habt und ihr gerne gewandert seid. Immer wieder warst du mit Hermi gerade jetzt Ende August mit euren Kindern am Meer in Kroatien. Dort habt ihr das Zusammensein genossen, die Sonne und den Strand und vieles mehr. Allerdings Meeresfrüchte und Fischsuppen waren bis zuletzt nicht dein Geschmack, wie du manchmal betont hast.
Hermi hat dich auch jetzt in der letzten Zeit, in der du immer schwächer geworden bist und auf Hilfe angewiesen warst, treu begleitet und umsorgt bis zum letzten Tag. Darum darf ich die Rose für dich jetzt an Hermi überreichen!
Als Dank für deinen Einsatz und deinen Dienst als Diakon in unserer Pfarre Schutzengel und auch im Pfarrverband Christkönig – Schutzengel darf ich dir eine Sonnenblume überreichen. Du warst über dreißig Jahre Verkünder der Auferstehung, jedes Jahr zu Ostern hast du die Osterkerze in die dunkle Kirche getragen und das Lumen Christi angestimmt. Bei unzähligen Taufen und Begräbnissen hast du die Osterbotschaft ausgelegt. Du hast viel gesegnet, die Brautpaare bei den Trauungen, die Kranken bei den Besuchen, zu Ostern die Osterspeisen, am Franziskustag die Haustiere. Du hast dich als Diakon für die eingesetzt, die nicht im Rampenlicht stehen: Über viele Jahre hast du mit Humor die Seniorenrunde aufgebaut und geleitet und warst alle 14 Tage in der Seniorenresidenz zur Kommunionfeier. Du hast bei vielen Gruppen mitgelebt und mitgetan, die ich jetzt gar nicht alle aufzählen will und die Wallfahrt nach Mariazell begonnen und viele Jahre organisiert. Und du hast bei den Festen und vielen pastoralen Aktionen einfach zugepackt, vom Tischtragen, Pfarrblattaustragen bis zu den Besuchen bei den Neuzugezogenen.
Und du warst ein großer Beter. Dafür steht die weiße Lilie, die ich dir zum Schluss überreiche. Im täglichen Stundengebet warst du als Diakon zu Hause. Ein besonderes Anliegen war dir die Ökumene bei uns in Eggenberg. Du warst verlässlich beim Taizégebet, bei der Bibelrunde in der evangelischen Gemeinde der Christuskirche und bei allen ökumenischen Gottesdiensten.
Was uns besonders verbunden hat, ist aber das Jesusgebet. Viele Jahre warst du Jahr für Jahr auf Kontemplativen Exerzitien bei den Kapuzinern in Irdning und dann in Grünau. Auch wir haben in den letzten beiden Jahren hier in Schutzengel monatlich gemeinsam dieses Gebet geübt. Danke für dieses Dasein und Mitbeten. Danke für das Mitgehen und Vorausgehen. Auf deine Art und Weise warst du für uns ein heiterer und gleichzeitig ernster Zeuge der Auferstehung. Und du hast in unseren Gemeinden und in deiner Familie den Schutzengeln Hände und Füße zur Verfügung gestellt.
Sie mögen jetzt hinter dir sein und dich in unsere göttliche Heimat begleiten. AMEN!