Wie geht fasten?
Wie geht Fasten? Das ist das heutige Thema, zu dem ich meine Gedanken mit Ihnen teilen darf. Jedes Jahr stelle ich mich erneut der Herausforderung auf etwas, dass mir als unentbehrlich scheint zu verzichten.
Ich dachte mir, dass ich über meine anfängliche Motivation zu Aschermittwoch,
über den Moment wie schmerzlich ich Fleisch, Süßes, den Fernseher, Internet vermisse,
über die Versuchung alles hinzuschmeißen,
über das Scheitern,
aber auch über das erhebende Gefühl, es geschafft zu haben
und die Freude des ersten Bissens zu berichten.
Natürlich habe ich mich beim Vorbereiten auf die Predigt schlau gemacht was theologische Quellen über das Fasten sagen und bald bin ich mehrmals über diese Sätze gestolpert:
„Der Begriff Fastenzeit ist im christlichen Glauben eher missverständlich und ungenau. Besser ist der Begriff österliche Bußzeit“
Buße
- mit diesem Wort tue ich mir schwer. Es ist für mich absolut negativ besetzt und eng mit dem Begriff Strafe verbunden. „Das wirst du mir büssen!“, hat mein Cousin immer gerufen, wenn ich ihm einen Streich gespielt oder etwas nicht getan habe, was er von mir wollte. Wenn dieser Satz gefallen war, wußte ich, dass die Strafe dafür bald folgen würde.
Auch wenn mein Verständnis der Fastenzeit mit Verzicht und Entsagung zu tun hat, so habe ich es doch nie als Strafe gesehen, sondern als meine eigene, freiwillige Entscheidung mich auf diese Weise die nächsten 40 Tage auf Ostern vorzubereiten.
Weil ich mich mit dem Wort Buße hadere, habe ich es auch nachgeschlagen und erfahren, dass Buße im christlichen Verständnis
das Bemühen um die Wiederherstellung des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen ist.
Auch Umkehr und Ausrichtung auf Gott, habe ich als Erklärung gefunden.
Die Fastenzeit ist viel mehr als der Verzicht auf Äußeres, wie Alkohol, Süßes, Fleisch, Fernsehen, Internet, Auto oder Zigaretten. Es ist in diesen vierzig Tagen nur ein Teilaspekt. Das hat mein Verständnis für die österliche Bußzeit in ein anderes Licht gerückt.
Wir haben verschiedene Möglichkeiten uns auf das Fest aller Feste vorzubereiten.
Wir können beten und in uns gehen,
können vermehrt auf die Bedürfnisse und Nöte unserer Mitmenschen achten und
natürlich auch fasten.
Warum nutzen wir diese Fastenzeit nicht, um die Nähe Gottes zu erfahren und die Verbindung zu ihm zu stärken. Werden wir still und hören was Gott uns zu sagen hat. Besinnen wir uns darauf, dass Gott uns ein Leben in Fülle verheißen hat. Ein erfülltes Leben im Sinn von der- oder diejenige zu sein, die ich wirklich bin. Quasi die beste Version von mir selbst, so wie ich von Gott gedacht und geschaffen wurde.
Das klingt schön, nicht? Aber wie soll ich das erreichen?
Ich denke, dass Gott immer zu uns spricht und uns Hinweise gibt.
Er spricht zu uns durch unsere Sehnsüchte, Träume und Bedürfnisse. Was brauche ich um leben und aufleben zu können? Was will ich in meinem Leben aus tiefstem Herzen?
Gott spricht zu uns durch unsere Stärken und Fähigkeiten, durch unsere Begabungen und Talente. Was kann ich? Worin bin ich gut?
Und Gott spricht zu uns durch die Realität in unserem Alltag, durch den Rahmen und die Möglichkeiten, die gerade da sind. Was ist hier und jetzt möglich und machbar?
Hören wir auf das was Gott uns mitteilen möchte, versuchen wir uns auf das auszurichten, was Gott für uns gedacht hat.
Auf diesem Weg unterstützt uns dann auch der Verzicht, lassen wir etwas weg, was uns nicht gut tut, oder uns Zeit raubt, die wir für uns selbst nutzen können.
Der liebevolle und bewußte Umgang mit uns selbst öffnet dann auch die Augen für unsere Mitmenschen.
Sehen wir die Fastenzeit als eine Art Trainingszeit, bei der wir uns nichts beweisen müssen, sondern Zeit haben zu schauen was uns ausmacht. Wir haben noch fast 40 Tage vor uns. Zeit genug, uns auf den Weg zu machen, auf den Weg zu unserer einzigartigen besten Version von uns selbst.
Amen