Ewige Ruhe
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
So beten wir für unsere Verstorbenen, und auch die Messe für die Verstorbenen beginnt offiziell in unserer liturgischen Tradition mit diesen Worten.
Im lateinischen Original dieses Gebets ist Ruhe gleich das erste Wort, das anklingt: Requiem!
Das Wort „Ruhe“ hat für uns heute nicht den vollen Klang, den es für die biblischen Menschen hatte. „Ewige Ruhe“ oder „Ruhestand“, das hat für unser Gefühl mehr mit Müdigkeit, Erschöpfung und Trauer zu tun als mit Vollendung und Freude. Für die Hebräer:-innen bedeutet „Ruhe“ das sichere Wohnen im gott-geschenkten Land, in dem auch Gott selbst den Ort seiner „Ruhe“, sein Heiligtum auf dem Zion gegründet hat.
Uns als Getauften sind nach der Wüstenwanderung unseres Lebens die Ruhe und die Freude Gottes verheißen. Mit diesen biblischen Bildern wird über das Sterben in der Sprache der Bibel und des christlichen Glaubens gesprochen. Die heutige Lesung ist eine ernsthafte Mahnung die Spur zu halten und auf dem Weg zu bleiben, der uns Ruhe bringt, der uns in das Land der Ruhe kommen lässt.
Vielleicht können auch wir in unserer Trauer um einen nahen und lieben Menschen diesen alten Trost in der Rede vom Land der Ruhe wieder entdecken. Wir leben in einer Gesellschaft, die oft vom Zuviel geprägt ist. Hektik, Stress und das Hamsterrad der Arbeit gönnen uns keine Ruhe. Oft sind ganz ungewöhnliche Interventionen notwendig – wie der Dachdurchbruch im heutigen Evangelium – um Heilung und Lebendigkeit zu finden und uns ein paar ruhige Stunden oder Tage quasi frei zu schaufeln.
Gerade unsere Gottesdienste wollen uns die Ruhe und den Frieden in und bei Gott schmackhaft machen.
Ruhe kann Ausdruck von Gemeinschaft und liebender Verbundenheit sein - auch wenn ich still vor einem Grab stehe. Unsere Verstorbenen hoffen wir glaubend in dieser Ruhe der göttlichen Vereinigung. Wir sind noch am Weg, sie sind am Ziel, im Land der Ruhe, in den Armen, am Herzen des liebenden Gottes.
Wunderschön ist diese sehnsuchtsvolle Hoffnung in der letzten Strophe des heutigen Eröffnungsliedes ins Wort gebracht: Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden. Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen Kindern leben. Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete. AMEN!