Predigt
Das Licht der Welt
Durch die Advent- und Weihnachtszeit haben uns diesmal verschiedenste Bilder bei den Predigten begleitet (ein Schwertern, das zum Pflug umgeschmiedet wurde, Johannes der Täufer, eine griechische Weihnachtsikone, die Weihnachtsmarke mit der Heiligen Familie, die Windeln, das Annaselbdrittbild und ein Plakat der Dreikönigsaktion). Zum Abschluss, zur Taufe Jesu, ein Taufbild, das ziemlich genau vor 1000 Jahren entstanden ist und in einem Evangeliar aus Norddeutschland zu finden ist, im sogenannten Hitda-Codex. Hitda war Äbtissin in einem Frauenkonvent in Köln. Sie hat das Lektionar gestiftet.
Diese Buchmalerei zeigt uns, was die Taufe Jesu bewirkt. Sie zeigt, wer Jesus ist.
- Zuerst sehen wir links die Gestalt Johannes des Täufers. Er trägt lange Haare in Zöpfen gebunden und einen Bart. Angezogen ist er mit seinem Kamelhaargewand und einem weißen Mantel, den er sich umgebunden hat. Das Aussehen und das Gewand zeigen ihn als einen Propheten wie im Ersten Testament. Er kommt auf Jesus zu, ein Fuß ist schon im Jordan und beugt sich nach vor. Die rechte Hand berührt den Kopf Jesu und die linke Hand weist nach oben zum Himmel. Demütig nähert er sich Jesus und tauft ihn. Er tauft nur mit Wasser, Jesus wird aber von Gott bestätigt und mit dem Heiligen Geist erfüllt.
- Tiefer als Johannes bis zum Bauch in den Fluten des Jordan steht Jesus nackt im Fluss. Er betet, seine Hände sind ausgebreitet. Er neigt sein Haupt Johannes zu und lässt alles willig geschehen. Seine Haltung erinnert schon an die Kreuzigung. Über ihm stürzt der Heilige Geist herab: Eine Taube mit der Größe und dem Aussehen eines Raubvogels. Die Geisttaube verbindet Himmel und Erde, den unsichtbaren, geheimnisvollen Gott und Jesus. Gott ist nicht als Gestalt sichtbar – das war zu dieser Zeit noch gar nicht üblich. Er ist angedeutet durch die Himmelssymbole, das Halbrund in weiß und rot und darüber die Sterne. Aus dieser göttlichen Wirklichkeit kommt der Heilige Geist mit aller Kraft auf Jesus. Jedes Bild von der Taufe Jesu ist immer auch ein Dreifaltigkeitsbild. Gott kommt auf diese Erde, in unsere menschliche Wirklichkeit. Er steigt quasi vom Himmel herunter in das irdische Dasein mit allen Konsequenzen. Das ist Weihnachten. Darum ist die Taufe Jesu der krönende Abschluss des Weihnachtsgeschehens.
- Umgeben ist die Taufszene von der Schöpfung, die wieder symbolisch dargestellt ist und nicht naturalistisch. Wir sehen drei hohe Bäume, die sich im Wind wiegen. Wir sehen am Ufer des Flusses ranken sich verschiedenste Gewächse. Das Wasser schenkt Fruchtbarkeit. Und wir sehen in den Fluss hinein: Da tummeln sich mehrere große delphinartige Fische rund um den eingetauchten Leib Jesu. Diese Fische symbolisieren die getauften Christ:innen, die in Gemeinschaft mit Jesus sind und sich im von Jesus geheiligten Wasser wohlfühlen. Ganz unten liegt am Rücken eine männliche Gestalt im weißen Mantel. Wie Johannes der Täufer und Jesus ist er mit einem Titel auf Latein versehen: Jordan(us) fluvius, Jordanfluss. In der antiken und mittelalterlichen Tradition war es üblich den Flussgott darzustellen. Aus seinem Krug sprudelt der Jordan hervor. Jesus verwandelt durch sein Dasein die ganze Schöpfung. Er heilt sie und heiligt sie. Bei ihm wird die ganze Welt wieder gesund.
- So finden wir im Heiligenschein von Jesus sein Kreuz eingezeichnet. Seine Liebe, die bis zum Einsatz seines Lebens bereit ist die Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen, zeigt uns endgültig, wer dieser Jesus Christus ist, der im Jordan getauft wird. Was leider bei dieser Kopie nicht mehr zu sehen und zu lesen ist, ist in das Kreuz des Heiligenscheines eingeschrieben, drei Buchstaben: L U X.
Jesus ist das Licht, das Licht der Welt! Amen.