Wir brauchen Mutmachworte
Alle Jahre gibt die österreichische Post eine Weihnachtsmarke heraus. Heuer sieht sie anders aus als gewohnt. Keine barocke Krippe mit Engel, dem Stern und knienden Hirten. In Großbuchstaben steht WEIHNACHTEN über der bildlichen Darstellung der Marke. Ansonsten ist dieses Bild nicht als weihnachtliche Darstellung sofort erkennbar.
An den Seitenrändern ist zu lesen: Altar der heiligen Familie, Werner Berg Museum, Bleiburg.
Diese Darstellung wurde vor 90 Jahren von dem deutschen Maler Werner Berg gemalt, der sich in den 30iger Jahren einen Bergbauerhof in Südkärnten kaufte und mit seiner Familie dorthin zog. Es ist das Mittel-stück eines übergroßen Flügelaltars. An den Flügeln sind vier Darstellungen in nächtlichem Blau zu sehen, die Begebenheiten aus den biblischen und außerbib-lischen Kindheitserzählungen über Jesus zeigen. Dieser Altar wurde im Rahmen eines Kunstwettbewerbes zum Katholikentag 1933 entworfen und gefertigt. Aber wegen der expressiven Ausdruckssprache wurde diese Arbeit von Berg nicht zum Wettbewerb zugelassen. Auch später fand dieses Meisterwerk leider keinen Platz in einer Kirche, sodass der Künstler seinen Altar seiner neuen Heimatgemeinde Bleiberg schenkte. Heute steht der Altar im Werner Bergmuseum am Hauptplatz von Bleiberg oder Pliberk, wie der Ort slowenisch genannt wird.
Das große und großartige Altarblatt ist auf der Marke nur sehr klein zu sehen. Es ist anstrengend das Bild so zu betrachten, aber das passt zu Weihnachten. Wir müssen genau hinschauen, neu hinschauen auf diese alte Geschichte, die uns so vertraut ist, dass wir Wichtiges dabei nicht übersehen.
Wir sehen vor einem rot-orangen Hintergrund den heiligen Josef breitbeinig dastehen. Gekleidet ist er wie ein Bauer aus dieser Gegend am Festtag oder fürs Familienbild beim Fotografen in einen dunkelblauen einfachen Anzug, die Hände vor der Mitte ineinander gelegt. Er sieht uns direkt an. Aber von ihm ist nur die Hälfte seiner Gestalt sichtbar, sie wird verdeckt von Maria, die im Halbprofil vor ihrem Mann steht, ebenfalls in einem dunkelblauen Kleid, mit einem schwarzen Umhang ist ihr Rücken umgeben und ihr Kopf steckt in einem übergroßen grauen Kopftuch, wie sie damals dort bei den Bäuerinnen üblich waren. Sie blickt zu Boden und mit ihrer unklaren Handhaltungen wirkt sie besorgt und hilflos.
Aber vor seinen Eltern steht - in Gestalt eines ca. zweijährigen Kindes - Jesus. Bekleidet mit einem langen weißen Kleid, mit nackten Füßen und ausgebreiteten Armen und mit dem direkten Blick auf uns, die wir dieses Familienbild betrachten. In diese kindliche Jesusgestalt hat Werner Berg Jesu Lebensprogramm sichtbar gemacht. Jesus ist da und sein Name „Jehoschua“ bedeutet: Gott rettet. Er hat uns im Blick, er breitet seine Arme aus, um uns zu fassen, zu berühren, zu umarmen. Er breitet die Arme aus, wie er es letztendlich am Kreuz getan hat, aus Liebe zu uns. In seinem weißen Kleid erinnert er schon an den Auferstandenen und, dass er in uns weiterlebt, wenn wir in diesem weißen Kleid unser Taufkleid und somit unsere Berufung, mit ihm zu leben, erkennen.
Jesus steht schützend da vor seinen Eltern, die erstarrt scheinen, vielleicht, weil sie von ihrer unmöglichen Aufgabe irritiert sind, eine Patchworkfamilie und eine Flüchtlingsfamilie zu sein. Jesus steht schützend da vor dem feuerroten Hintergrund, der an die brennende Weltlage damals vor 2000 Jahren, 1933 als das Bild entstand und heute erinnert.
Lassen wir uns von diesem Bild in dieser Heiligen Nacht ansprechen, schauen wir genau hin. Dieses Kind hat auch für uns Überraschendes bereit, jetzt schon und im nächsten Jahr. Wir dürfen mit seinem Dasein und seinem Schutz rechnen.
Und ich bitte euch und Sie, dieses schon frankierte Kuvert mitzunehmen und sich zu überlegen – auch wenn sie ihre Weihnachtpost schon erledigt haben, vielleicht auch mit SMS oder Whatsapp oder anderen Diensten, wem Sie heuer noch ein gutes, aufbauendes Wort, ein Mutwort, schenken wollen. Wir brauchen das alle sehr dringend. Es kann sein, dass Ihnen noch jemand einfällt, der sich wirklich darüber freuen würde. Schauen Sie genau hin, es ist der Dienst der Engel weiterzusagen, was und wer uns in dieser Nacht geschenkt wurde. Es ist unsere Mission als Getaufte, die Gute Nachricht, das Evangelium, in einfache Mutmachworte zu übersetzen und zu versenden. Die Worte sind vielleicht nur so klein und hilflos wie das Jesuskind auf dem Bild, aber sie machen Hoffnung in einer von mangelnder Solidarität bedrohten Umgebung.
So wird Gott die Ehre gegeben und den Menschen Frieden. AMEN!
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