Behalte die Gabel!
Liebe Angehörige unserer Verstorbenen!
Wer trauert braucht Zeiten der Stille, aber auch immer wieder eine Ansprache, einen Besuch und einfach gute Geschichten.
Diese Ostererzählung, die wir heute als Evangelium gehört haben, hat sich mein Vorgänger Egon Galler, der vor einem Monat gestorben ist, extra für seinen Begräbnisgottesdienst selbst ausgesucht. Es ist eine gute Geschichte, die aus der ersten christlichen Generation kommt und uns als Hoffnungstext vererbt worden ist. In diesen Worten können wir uns gerade in der Situation der Trauer wiederfinden. Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus sind enttäuscht und nieder-geschlagen, weil ihr geliebter Meister schuldlos hingerichtet worden ist. Alle Hoffnungen, die sie in ihn gesetzt haben, sind zerstört. Sie ziehen sich zurück, sie gehen nach Hause, sie wollen sich mit ihrem gewohnten Alltag ablenken und sind in dieser Situation ganz dankbar, dass sie angesprochen werden und ihre ganze Trauer zum Ausdruck bringen dürfen. Und gerade in diesem Gespräch erfahren sie sich verstanden. Da geht einer mit ihnen mit und hat ihnen etwas zu sagen. Und so erfahren sie, der geliebte Meister ist nach wie vor bei ihnen, auch wenn sie ihn nicht greifen und festhalten können.
Gute Geschichten brauchen wir immer wieder als Mutmacher. So darf ich Ihnen heute eine meiner Lieblingsgeschichten zum Thema Sterben mitteilen. Eine Geschichte, die recht humorvoll die christliche Hoffnung auf ein Leben bei Gott auf den Punkt bringt.
Sie heißt: Behalte die Gabel! Von Kristina Reftel
Als der Arzt ihr mitteilte, dass sie höchstens noch drei Monate zu leben hätte, beschloss sie, sofort alle Details ihrer Beerdigung festzulegen. Zusammen mit dem Pfarrer besprach sie, welche Lieder gesungen werden sollten, welche Texte verlesen werden sollten und welche Kleider sie anhaben wollte.
„Und da gibt es noch eine sehr wichtige Sache! Ich will mit einer Gabel in der Hand begraben werden“, sagte sie schließlich. Der Pfarrer konnte seine Verwunderung nicht verbergen. Eine Gabel? „Darf ich fragen, warum?“, wollte er vorsichtig wissen.
„Das kann ich erklären“, antwortete die Frau mit einem Lächeln: „Ich bin in meinem Leben zu vielen verschiedenen Abendessen eingeladen gewesen. Und ich habe immer die Gänge am liebsten gemocht, wo diejenigen, die abgedeckt haben, gesagt haben: Die Gabel kannst du behalten. Da wusste ich, dass noch etwas Besseres kommen würde. Nicht nur Eis oder Pudding, sondern etwas Richtiges, ein Auflauf oder etwas Ähnliches.
Ich will, dass die Leute auf mich schauen, wenn ich da in meinem Sarg liege mit einer Gabel in der Hand. Da werden sie sich fragen: Was hat es denn mit der Gabel auf sich? Und dann können Sie ihnen erklären, was ich gesagt habe. Und dann grüßen Sie sie und sagen ihnen, dass sie auch die Gabel behalten sollen. Es kommt noch etwas Besseres.“
Die Gabel, ein Glaubensbekenntnis: Es kommt noch etwas Besseres. Das hoffen wir mit und ohne Gabel für unsere Lieben, die wir seit dem letzten Allerseelentag verabschieden und beisetzen mussten.
Gott lädt ein zu einem großen Bankett auf seinem heiligen Berg, haben wir in der Lesung gehört, mit den besten Weinen und feinsten Speisen. Ein prachtvolles Bild für die Hoffnung:
Es kommt noch etwas Besseres!
AMEN!