Es ist gut, dass du bist!
Was sind gerade die aktuellen Hygienemaßnahmen? Was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt? Das beschäftigt uns in den letzten Monaten. Den Juden zur Zeit Jesu ist es ähnlich ergangen. Neben den 10 Geboten gibt es 613 Regeln in der Thora, die fromme Juden beachten. Aber was steckt hinter all dem? Worum geht es eigentlich?
Jesus bringt es im heutigen Evangelium auf den Punkt. Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Das haben wir bestimmt schon hundertmal gehört. Aber was heißt das? Ich würde es für uns heute so umschreiben:
Es ist gut, dass du da bist und ich will, dass du lebst!
Ich lade Euch ein, dass wir dem gemeinsam mit all unseren Sinnen nachspüren.
Beginnen wir ganz von vorne. Schon als wir noch im Bauch von unserer Mama waren, ja, als sie wahrscheinlich noch nicht einmal gewusst hat, dass es uns gibt, schon da hat Gott zu uns gesprochen: „Es ist gut, dass du da bist und ich will, dass du lebst!“ Und er sagt uns das bis heute. Im Trubel des Alltags passiert es leicht, dass wir das überhören. Deshalb lade ich euch jetzt ein, dass ihr eure Hände zu euren Ohrmuscheln haltet. (Aber nicht die Ohren zuhalten, ihr sollt ja was hören!) Guter Gott, öffne unsere Ohren, die Ohren unseres Herzens, aber auch unsere physischen Ohren. Öffne sie, damit wir hören, wie du zu uns sprichst: „Es ist gut dass du da bist, und ich will, dass du lebst. Hin und wieder ist es uns geschenkt, dass wir die Stimme Gottes ganz leise in unserem Herzen wahrnehmen. Aber ganz oft verwendet er auch andere Menschen, um durch sie zu uns zu sprechen. Darum ist es gut, immer mehr unterscheiden zu lernen, welche Worte sind Worte des Lebens, die mich weiterbringen und welche Worte überhöre ich besser, weil sie mir nicht gut tun.
Wenn wir glauben, dass Gott uns gewollt hat, ist das schon ein Riesenschritt. Aber wie sieht es mit uns selber aus? Was halten wir von uns selber? Um dem nachzuspüren, ist es gut, wenn wir offene Augen haben. Die Werbung verzerrt manchmal das Bild von uns. Aber wir wollen die Wahrheit sehen. Schließen wir kurz die Augen und öffnen wir sie dann wieder. Guter Gott, öffne unsere Augen, damit wir, wenn wir uns im Spiegel betrachten, das Kunstwerk entdecken, dass da dahinter steckt. Hilf uns, dass wir uns nicht mit anderen vergleichen, sondern den Schatz entdecken, der in uns steckt. So können wir zu uns selber sagen: „Es ist gut, dass du da bist und ich will, dass du lebst!“
Dieser Zuspruch gilt natürlich nicht nur für uns, sondern auch für unsere Mitmenschen. Damit wir sie daran erinnern können, brauchen wir unseren Mund. Presst mal euren Mund ganz fest zu und öffnet ihn dann weit! Guter Gott, gib uns die richtigen Worte, damit wir den Menschen um uns herum Mut machen können und sie stärken können: „Es ist gut, dass du da bist und ich will, dass du lebst.“ Das wollen wir jetzt gleich mal in die Tat umsetzen. Bitte sagt dieses gute Wort den Menschen, die links und rechts von euch sitzen.
Und das soll natürlich nicht nur frommes Gerede bleiben, sondern sich auch in Taten zeigen. In der Lesung haben wir gehört, dass wir uns speziell um die Schwachen in unserer Gesellschaft kümmern und sie keinesfalls ausbeuten sollen. Wir wollen also auch Hand anlegen für eine gerechte Welt. Das kann sich je nach Situation ganz unterschiedlich ausdrücken. Manchmal wirklich handgreiflich, wenn z.B. jemand stürzt, und wir ihm aufhelfen. Manchmal fast unsichtbar, wenn wir z.B. bei unserem Konsum mit bedenken, was das für Menschen in anderen Ländern bedeutet. Und gerade jetzt zeigen wir unsere Liebe zu unseren Nächsten besonders darin, dass wir achtsam miteinander umgehen, Masken tragen und Abstand halten. Öffnen wir unsere Hände: Guter Gott, öffne unsere Hände und zeige uns, wie wir mit ihnen unseren Nächsten spürbar machen können: "Es ist gut, dass du da bist und ich will, dass du lebst!"
All das, schaffen wir nicht alleine aus uns heraus. Aber der Heilige Geist, der gute Geist Gottes hilft uns dabei. Davis wird gleich seine Firmung empfangen. Da beten wir ganz besonders um diesen guten Geist für ihn. Aber auch uns allen ist er zugesprochen und er stärkt uns, sodass auch wir andere stärken können.
Und das Schöne ist, diese Zusage der bedingungslosen Liebe endet nicht mit unserem Tod. Wir denken heute in dieser Messe auch ganz besonders an Hubert Weinseiss. Und ich bin mir sicher, wenn er mir gerade vom Himmel aus zugehört hat, dann sagt er: Elfriede, das ist ja ganz nett, was du da redest. Aber das mit Gottes Liebe ist noch viel größer und krasser als du dir vorstellen kannst. Aber ihr dürft euch alle darauf freuen, es eines Tages live zu erleben. Amen.