#wirsindostern
Bleib daheim! Das ist der Slogan dieser Tage. Vier Wochen schon gilt bei uns und in vielen anderen Ländern eine Ausgangsbeschränkung. Viele fühlen sich eingesperrt in den eigenen vier Wänden und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt. Andere erleben sich ausgesperrt. Besonders die Bilder vom leeren Petersplatz oder der geschlossenen Grabeskirche in Jerusalem, vor der Menschen knien und beten, sind dafür zu Symbolen geworden.
Bleib daheim! Das trifft auch die Situation der Jüngerinnen und Jünger Jesu nach der Katastrophe des Karfreitags. Aus Angst sind sie hinter verschlossenen Türen. Sich in diesem Tagen zu Jesus als dem Messias zu bekennen, kann tödlich sein. Nur Frauen wagen sich in aller Frühe zum Grab.
Dort erleben sie etwas anderes: Der Stein ist weggewälzt, das Grab ist offen. Der Tod trennt nicht mehr. Sie begegnen neu und ganz anders Jesus, dem Christus. Das ist Ostern! Aber Ostern war nicht einen Episode vor 2000 Jahren. Ostern ist heute!
Einer, der das beeindruckend gelebt und dargestellt hat, war der steirische Künstler und Priester Josef Fink. Hier in der Kapelle der Schutzengelkirche hat er vor über 20 Jahren sein letztes großes Werk geschaffen. An der Altarwand hat er – wie ein Stenogramm der Evolution – Schrift- und Bildzitate aus den verschiedensten Zeiten und Kulturen sichtbar gemacht und in die Mitte ein stilisiertes Selbstporträt gemalt. Dafür ist er von manchen, wie er selbst schreibt, geschimpft worden. Dort in die Mitte einer Altarwand gehört normalerweise ein Christusbild, ein Kreuz, eine Pantokratordarstellung oder zumindest ein Heiliger hin. Wenn Josef Fink den Mut hat, sich selbst darzustellen, dann zeigt er, was wir als Getaufte glauben dürfen. Christus lebt in mir, Christus lebt in uns. Das ist Ostern! Das meint die Botschaft der Auferstehung. Gottes Liebe geht so weit, dass er sich zuinnerst mit uns verbindet, Mensch wird, in Jesus Christus und auch in mir. Oder anders gesagt – mit Paulus in Athen: In ihm – Christus – bewegen wir uns und sind wir. In jedem menschlichen Antlitz begegnet mir der Auferstandene.
Wenn der Auferstandene im heutigen Evangelium den Frauen sagt, sie sollen seinen Brüdern ausrichten, dass sie nach Galiläa gehen sollen, dann meint das: Daheim, in eurem Alltag, im ganz gewöhnlichen Leben begegnet euch der auferweckte Christus. Ostern feiern wir heuer daheim. Ein guter Ort, Christus zu begegnen. Oder anders gesagt: Wir sind Ostern! Amen.
Wolfgang Schwarz