Endlich einer
Wenn wir uns von einem nahen und lieben Menschen verabschieden müssen, dann geht ein Lebensabschnitt, eine direkte Beziehung unwiderruflich zu Ende. Wir spüren den Schmerz der Trennung. Oft sind wir ratlos: Wie soll das jetzt ohne Dich weiter gehen? Was uns in dieser Stunde der Trauer hilft, ist der Beistand und das Dasein von anderen, die uns nicht allein lassen.
Jesus will uns in seiner Bergpredigt, in den Seligpreisungen, die sein Lebensprogramm sind, die Ohren öffnen für die neue Welt Gottes, für die Gegenwart Gottes, für die wir oberflächlich und alltäglich oft blind und taub sind. Gerade in der Trauer, in der so vieles, was sich sonst in den Vordergrund drängt, unwichtig und relativ wird, kommen wir zu unserem inneren Grund, zu dem, was uns wirklich hält und trägt.
Jesus öffnet uns in seiner provokanten Rede dafür, dass wir mit Gott rechnen dürfen.
Selig die Trauerenden, ist nicht ein flottes, hohles Wort der Vertröstung, ein Pflaster, das auf eine innere Wunde geklebt wird und nicht hält. Dieses Wort ist ein Wegweiser zur inneren Tiefe zum Grund des Gottvertrauens. Wenn du dem Schmerz nicht davon läufst, dich nicht ablenkst mit viel Arbeit und Beschäftigungen, sondern in deinem Gottvertrauen die Trauer an dich heranlässt, dann wirst du den tragenden Grund von Gottes Gegenwart erfahren dürfen. Dann wird die tiefe Sehnsucht nach Verstanden-werden erfüllt.
Martin Gutl, der steirische Priester, der vor 25 Jahren gestorben ist, hat die Predigt Jesu mit neuen Akzenten in die heutige Alltagssprache übersetzt, wenn er schreibt:
Endlich einer
Endlich einer, der sagt: "Selig die Armen!"
und nicht: "Wer Geld hat, ist glücklich!"
Endlich einer, der sagt: "Liebe deine Feinde!"
und nicht: "Nieder mit den Konkurrenten!"
Endlich einer, der sagt: "Selig, wenn man euch verfolgt!"
und nicht: "Passt euch jeder Lage an!"
Endlich einer, der sagt: "Der Erste soll der Diener aller sein!"
und nicht: "Zeige, wer du bist!"
Endlich einer, der sagt: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt?" und nicht: "Hauptsache vorwärts kommen!"
Endlich einer, der sagt: "Wer an mich glaubt, wird leben in Ewigkeit!"
und nicht: "Was tot ist, ist tot!"
Wolfgang Schwarz