Fleischeslust und Fleischesfrust
Nach einer spannenden Führung durch die aktuelle Ausstellung des Diözesanmuseums „Die Farbe Grün. Natur-Paradies-Hoffnung“ durch Dir. Heimo Kaindl erörterte Prof. Rosenberger Geschichte und Spiritualität des Vegetarismus.
Er begann mit den "symbolischen Codes" von Fleischverzehr aus soziologischer Sicht: Ansehen und Prestige, Zugehörigkeit, Wohlergehen sowie Sicherheit und Geborgenheit. Die Geschichte des Vegetarismus begann im 6. Jahrhundert v.Chr. beinahe zeitgleich in Griechenland und Indien. Hoch entwickelter Ackerbau und milde Winter waren dafür grundsätzliche Voraussetzungen. Vor allem letzteres wurde eine Hürde bei der Ausbreitung des Vegetarismus durch die Mönchsorden auch in nördlichere Länder.
Das christliche Mönchstum war von Beginn an vegetarisch, der Verzicht auf Fleisch - anlehnend an die Beschreibung des Paradieses in Genesis 1 - ein Zeichen christlicher Vollkommenheit. Der biblische Befund ergibt den Aufruf zur Ehrfurcht vor dem Tier und die Erwartung von Gerechtigkeit und Frieden für die ganze Schöpfung.
Rosenberger formulierte folgende grundlegende Einsichten:
- Christlicher Idealfall ist die vegetarische Lebensweise.
- Wenn Fleisch, dann in Maßen (minus 75% des heutigen Durchschnittverbrauches!) und aus artgerechter Tierhaltung.
- Kirche kennt fleischfreie Tage: Freitag, Fastenzeit.
- Es gibt viele gute Gründe, besonders Massentierhaltung zu vermeiden: Tierschutz, Gesundheit, globale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit (Fläche, Klima, Regenwald...)
- Zentral: neues Männerbild und neues Prestige nötig: auch vegetarische Ernährung ist gutes, lustvolles Essen!
In der anschließenden Diskussion wurden viele positive persönliche Erfahrungen berichtet, die wachsende Sensibilität der Kirchen für den Vegetarismus und vor allem die Forderung nach einem neuen Männerbild begrüßt;-).