Als Teil der Schöpfung handeln
Ein zweitägiges Fachseminar im Franziskanerkloster in Graz am 5. / 6. Juli 2017 hat kirchliche Bau- und Umweltverantwortliche mit Fachexpertinnen und Fachexperten von Energiefirmen und -agenturen zusammengeführt, um Knowhow und Austausch bei der Umstellung von kirchlichen Gebäuden auf eine Ökologisierung der Energieversorgung voranzubringen.
Die Ökologie-Ziele der Bischofskonferenz haben in allen Diözesen Aktivitäten, aber auch einige Fragen ausgelöst. Um beim geforderten „totalen Ausstieg aus fossiler Energie“ Pfarren, Bauabteilungen und Gebäudemanagement zu unterstützen, hat die Österreichische Energieagentur eine Fachtagung angeregt. Diese wurde von Klaus Nader und Hemma Opis-Pieber zusammen mit Kooperationspartnern aus den Bereichen Biomasse und Erneuerbare Energie organisiert.
Guardian P. Josef Höller erinnerte bei der Hinführung zum Thema des Fachseminars im Oratorium des Klosters die etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, „dass Franziskus ganz bewusst von Mutter Erde gesprochen hat und wir uns daher dankbar auf der Erde als Teil dieser Schöpfung sehen, auf ihr bewegen und entsprechend handeln“.
Laudato si‘ als Basis und Richtung
Die Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs Hemma Opis-Pieber betonte die Wichtigkeit der Enzyklika Laudato si‘ für die Energiewende in der Kirche. „Laudato si‘ ist ein ganz wesentlicher Impuls dafür, mit dem Klimaschutz Ernst zu machen. Armut und Schöpfungsverantwortung seien untrennbare „Treibriemen“ unseres Handelns. Opis-Pieber stellte den Teilnehmern die Ökologie-Beschlüsse der Österreichischen Bischofskonferenz als besondere Selbstverpflichtung der Kirche in allen ihren Einrichtungen vor.
Experten und Expertinnen informierten über Wärmeversorgung, Beschaffung von zertifiziertem Ökostrom, Gebäudesanierung und Denkmalschutz, Heizungstausch und die Wirtschaftlichkeit von ökologischen Maßnahmen. Ein wichtiges Thema war natürlich die Finanzierung – hier nahmen Förderungen und Contracting-Modelle einen breiten Raum ein. Die vielen anwesenden Fachleute standen den Teilnehmern aus Pfarren und Diözesen – Gurk, Wien, Eisenstadt und Oberösterreich waren prominent vertreten – mit guten Informationen und Tipps zur Verfügung.
Sowohl Laudato si‘ als auch die Beschlüsse der Bischofskonferenz wurden von den Fachleuten als wichtige Meilensteine gewürdigt. Dazu passte das leidenschaftliche Plädoyer des Klimaforschers Gottfried Kirchengast für eine dringend nötige massive Reduktion unseres CO2-Ausstosses und – mindestens genauso wichtig – die Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Einen guten Rahmen schafft z.B. die Diözese Graz-Seckau mit den Förderungen für Pfarren, die Energiemanager Klaus Nader vorstellte. Seit 1. Juli 2017 kann jede steirische Pfarre bei der Umstellung auf erneuerbare Energie unkompliziert um Förderungen ansuchen. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die Auslobung des zweiten „kirchlichen Umweltpreis Österreich“ hingewiesen, der im Juni 2018 vergeben wird.
Gelungene Projekte brauchen guten Ablaufplan
In Arbeitsgruppen wurden Schlüsselfaktoren für gelungene Umstellungen gesammelt und ausgetauscht. Gute Vorbereitung und unabhängige Beratung, Geldbeschaffung, gelungener Austausch und die Einbindung der Pfarrgemeinde werden die Umstellungen beschleunigen.
Moderator Christian Rakos von ProPellets Austria fasste die Beratungen zusammen: „Es braucht eine gute Sichtbarmachung der Situation. Dann helfen finanzielle Anreize, die Diözesen für Energieeffizienz als Unterstützung zusagen. Es braucht gute Werkzeuge und Hilfsmittel für die oft komplexen Abläufe. Eine gute Unterstützung, um sich im Förderdschungel gut zurechtzufinden, ist oft geäußerter Wunsch. Es braucht klare Beratungsangebote für kirchliche Organisationen.“ An all diesen Faktoren wird in den Diözesen kräftig weitergearbeitet!
Hemma Opis-Pieber