Wozu braucht uns diese Erde? Die ökologische Spiritualität in LAUDATO SI´
Ein Buchbesprechung über ein Buch, das selbst ein „Buchbesprechung“ , ein Kommentar zur Enzyklika ist, hat schon etwas merkwürdiges an sich, denn schlussendlich wird dies automatisch auch eine Besprechung von LAUDATO SI‘. Es gilt beides gelesen haben, um über dieses Buch zu schreiben. Aber muss jemand LAUDATO SI‘ gelesen haben, um „Wozu braucht uns diese Erde“ lesen zu können?
Es gibt viele Bücher und Werke um mit vielen Zugängen an die globale Öko-Krise heranzugehen. Papst Franziskus bietet diese Zugänge auch, fast alle. Der Autor lenkt das Augenmerk auf einen Zugang, der oft zu wenig Beachtung findet, vielleicht auch weil es das letzte der 6 Kapitel ist: Die Spiritualität.
Ich hör schon das Stöhnen der Macher, der Aktiven, der Ungeduldigen, dass dies wohl das Letzte sei, angesichts der dramatischen Lage, worum man sich kümmern könne. Vielleicht haben gerade diese das letzte Kapitel nur überflogen oder gar beim Lesen weggelassen. Franz Neidl versteht es klar zu machen, dass dies das „Herzstück“ der Enzyklika ist.
Der Titel lautet „Wozu braucht uns diese Erde?“ und nicht „Was braucht die Erde?“ „Was können wir tun, um die Erde zu retten?“ Schon allein diese Titelwahl zeigt, dass ein Wandel im Denken notwendig ist, ein Denken aus der Spiritualität, um die es in der Enzyklika geht. Neidl hat diese Spiritualität aber auch schon in den vorderen Kapiteln entdeckt und erklärt diese in sage und schreibe 19 Teilaspekten: Staunen, nicht nur Problemlösung sehen, Aufmerksamkeit, Schöpfung, Schöpfungsglaube, Vernunft, Motivation zu beschützen, Teil der Schöpfung sein, universelle Geschwisterlichkeit, Verantwortung, Vorausdenken, Mystik, kosmischer Aspekt der Eucharistie, Biodiversität, gemeinsames der Religionen, „ästhetische Erziehung“, Dankbarkeit, „Weniger ist mehr“ und die kleinen Gesten der Liebe.
Jedem dieser Aspekte ist ein eigenes Kapitel gewidmet und nach dem ersten Kapitel (Notwendigkeit der ökologischen Spiritualität) kann der Leser durchaus jedes der weiteren Kapitel für sich lesen. Es besteht allerdings die Gefahr, hier etwas auszulassen, was persönlich bereichernd sein könnte. Und um die Frage oben zu beantworten: Es ist um dieses Buch zu lesen für den Leser nicht notwendig, LAUDATO SI‘ gelesen zu haben.
Wenn wir lernen uns als Teil von Gottes Schöpfung zu verstehen und wirklich in ihr zu sein und zu leben, dann erhalten wir auch „die Kraft der Liebe“ „damit wir das Leben und die Schönheit hüten“ (S.118 und Schluss der Enzyklika). Tatkräftiges, tragfähiges Handeln gelingt dann besser.
Spiritualität ist nicht nur das Herzstück der Enzyklika, sondern der innere Motor für unser Tun in Sorge um diese Erde.
Als Abschluss ein paar Zeilen, die am Beispiel Mülltrennung sehr viel über dieses Buch aussagen (S22): Franziskus wollte keine praktischen „Tipps“ für die Mülltrennung geben, er wollte vielmehr, dass die „Mystik“ immer auch mit einer noch so geringen Praxis verbunden bleibt und dass das Mülltrennen auch einen Hauch von „Mystik“ abbekommen kann.
Mag. Hans Preitler
Klimaschutzbeauftragter EMAS Team der Pfarre Gratkorn
T: +43 676 901709
E: johann.preitler@inode.at