Klimapredigt
Die Bewahrung der Schöpfung ist ein Auftrag, der bereits biblisch belegt ist. Der erste Schöpfungsbericht am Anfang unserer Bibel wurde vor gut 2500 Jahren nicht chronologisch über die Entstehung des Lebens geschrieben.
Er ist vielmehr ein Bekenntnis zu Gott dem Schöpfer, seiner Liebe und Güte. Wir sollen uns von Gott geliebt fühlen und diese Liebe auch weitergeben. Uns wird ein Zeittakt vorgegeben: der Tag, die Nacht, das Monat und das Jahr und am siebenten Tag den heiligen Ruhetag. Gott segnet in diesem Schöpfungsbericht Tier und Mensch und gibt dem Menschen den Auftrag „Macht euch die Erde untertan!“, wie Martin Luther übersetzt hat. Leider werden die Worte im ersten Buch Mose (Genesis 1, 28) oft falsch verstanden. Im Hebräischen stehen zwei Verben: kabasch und radah.
kabasch heißt „sich etwas unter die Füße nehmen“ und bezeichnet die Arbeit des Gärtners, der die Erde gut pflegt.
radah steht für das schützende und fürsorgliche Umherziehen des Hirten mit seiner Herde. So wie Gott uns liebt, sollen wir auch alle anderen Geschöpfe gut behandeln.
Wir sollen sie pfleglich behandeln und sind für alle Lebewesen, für Pflanzen und Tiere verantwortlich.
Für uns fromme Menschen ist es bedeutend, gut vor Gott dazu stehen und ihn zu lieben. Wir sehen dies aber oft abgetrennt von seiner Schöpfung. Wie heißt es in den ersten Zeilen der Bibel? Gott schuf die Welt. Als Christen erkennen wir die Schöpfung Gottes an. Gott zeigt uns, dass wir uns frei entscheiden können. Wir können uns seinen Anweisungen widersetzen oder ihnen Folge leisten. Adam und Eva hatten schon ihre Probleme damit.
Gott schuf die Erde und er gibt sie uns, damit wir sie nutzen und pflegen. Was aber machen wir damit? Denken wir darüber nach, wie wir sie nutzen? Reicht es aus, nett und freundlich zueinander zu sein und unsere Umwelt dabei außer Acht zu lassen? Ist jemand, der sich darüber Gedanken macht automatisch ein Grüner oder Andersdenkender? Ist der oder die nicht gleich mit Vorurteilen behaftet? Ertappen wir uns nicht automatisch dabei, diese Leute zu verurteilen, weil sie unbequem sind oder uns Angst machen?
Oder möchte Gott viel mehr eine Welt, in der sich alle Lebewesen wohl fühlen? Wir leben oft in dem Dilemma, es uns gut gehen zu lassen und andererseits Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu tragen. Es ist sicher manchmal schwierig, das goldene Mittelmaß zu finden.
• Nehmen wir nicht oft den einfachen Weg und tun das, was uns gerade ins Konzept passt?
• Setzen wir uns damit nicht auf dieselbe Stufe mit Gott?
• Sind wir Menschen nicht alle fehlbar? Auch wenn wir uns das manchmal nicht eingestehen möchten. Diese Fehlbarkeit macht uns Angst und ist uns unangenehm. Vielleicht nehmen wir uns in diesem Punkt zu wichtig.
Andererseits nehmen wir uns aber manchmal zu wenig wichtig, nämlich wenn wir uns sagen, was wir allein schon tun könnten und was das nütze? So nehmen wir uns rasch und sehr bequem aus der Verantwortung heraus.
Franz von Assisi heiligte selbst kleinste Lebewesen, wie sein Biograph Thomas von Celano erläutert: „Selbst bei Würmlein entbrannte er in übergroße Liebe, pflegte sie vom Weg aufzusammeln und legte sie an einem geschützten Ort nieder, damit sie nicht von Vorübergehenden mit Füßen zertreten würden.“ Er lebte in größtem Respekt vor Gottes Schöpfung.
Heute leben wir längst nicht mehr im Urzustand der Schöpfung. Der Klimawandel ist, wie von allen ernstzunehmenden Wissenschaftlern belegt wurde, von Menschen gemacht. In den Berichten des IPCC wird darauf immer deutlicher eingegangen. Der IPCC steht für „Intergovernmental Panel on Climate Change“. Er ist ein jahrelang gemeinschaftlich zusammengefasster Bericht, den tausende Wissenschaftler weltweit erstellen.
Erfreulich dabei ist, dass hierbei Wissenschaftler, die Weltwetterorganisation und das UN-Umweltprogramm, also die Politik, zusammenarbeiten. Die Kooperation zwischen Wissenschaft und Politik ist einzigartig.
- Gemeinsam mit Al Gore wurde für den IPCC 2007 der Friedensnobelpreis vergeben.
-Berichte vom 5. Sachstandsreport 2013 zeigen ein eindeutiges Bild: „Die bereits heute eingetretenen Klimaänderungen haben weitverbreitete Auswirkungen auf Mensch und Natur.
Die Atmosphäre und die Ozeane haben sich erwärmt, die Schnee- und Eismengen sind zurückgegangen und der Meeresspiegel ist angestiegen. Die weltweit beobachteten Temperaturen von Land- und Ozean –Oberflächen zeigen einen Anstieg von etwa 0,85 °C zwischen 1880 bis 2012. Die Treibhausgasemissionen befinden sich gegenwärtig auf dem absolut höchsten Stand. Dies wurde weitgehend durch Wirtschafts– und Bevölkerungswachstum verursacht. Menschliche Aktivitäten haben die atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Lachgas auf Werte ansteigen lassen, die in mindestens den letzten 800 000 Jahren noch nie vorgekommen sind. Dies führte zu einer Aufnahme von Energie in das Klimasystem. Davon wurde in den vergangenen 40 Jahren mehr als 90 % durch die Ozeane gespeichert, so dass diese erwärmt wurden.“
Jesaja verspricht im Alten Testament Gerechtigkeit. Er beschreibt die Erneuerung der liebevollen Schöpfungsgemeinschaft von Mensch und Tier im gemeinsamen Lebensraum, während Gott den Gottlosen, die seine Schöpfung zerstören, die Luft zum Atmen nimmt: „ Da werden Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden auf der Weide gehen, dass ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die Ochsen. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein Säugling wird seine Hand stecken in die Höhle einer Natter. Man wird niemand Schaden tun noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt.“ Diese Bibelstelle zeigt das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier. Es ist ein wünschenswertes Bild, das paradiesisch anmutet. Ist es ein gemaltes Zukunftsbild, in dem wir Menschen vegetarisch leben?
Noch vor wenigen Jahren galt der hohe Fleischkonsum in Österreich als Hauptursache für den hohen Energieverbrauch in unserem Land. Wir lassen es uns gut gehen. Während man noch vor einiger Zeit vom Sonntagsbraten sprach, hält der tägliche Fleischkonsum Einzug in unsere Speisepläne. Tiere bekommen immer weniger Platz für sich selbst, zumindest Schweine und Hühner. Sie benötigen aber Futter mit einem hohen Flächenbedarf. Meist wird dies aus Billiglohnländern eingeführt. Auf ehemals brasilianischem Regenwald, der sehr wertvoll für den Klimahaushalt ist, wächst nun meist gentechnisch verändertes Futter für unsere Tiere.
Bauern, die früher in Syrien von ihrem Vieh lebten, haben durch Missernten der letzten Jahre ihre Lebensgrundlage verloren. Die Stimmung vor Beginn des Krieges war auch dadurch angespannt. In Afrika ist dies noch deutlicher zu spüren. Wem kann man es verdenken, dass sie zu uns fliehen, wo wir im scheinbaren Paradies so gut leben? Die Afrikaner waren nicht diejenigen, die den Klimawandel verursacht haben.
Mittlerweile hat sich der Verkehr wie erwartet zum Hauptklimasünder entwickelt. Dennoch ist kaum jemandem bewusst, wie viel CO2 Flugzeuge oder Kreuzfahrtschiffe in die Atmosphäre einbringen. Inlandsflüge oder Wochenendtrips sind normal geworden. Wir haben unsere Lebensgewohnheiten verändert.
In Matthäus 5, 5 steht: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Und: „ Selig sind die, die sanft mit dem Land umgehen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Später, in der Bergpredigt fordert Jesus dazu auf, die Schöpfung zu betrachten: „Seht die Vögel unter dem Himmel an… Schaut die Lilien auf dem Feld an…“
In Psalm 96 steht: „Es freue sich der Himmel, und die Erde frohlocke, es brause das Meer und was es erfüllt! Es jauchze das Feld und alles, was darauf ist! Dann sollen alle Bäume des Waldes jubeln vor dem Herrn, denn er kommt.“
Erdbeeren im Winter, Fernflüge und Schifahren in Hallen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Hier geht es um die Einstellung. Zuletzt kommen aber noch ein paar Anregungen für klima- und menschenfreundliches Verhalten.
Auf einzelne Punkte möchte ich als Klimaschutz-Referentin noch etwas genauer eingehen und einige Tipps geben:
Mobilität:
? zu Fuß gehen
? Rad fahren, Elektrofahrräder, Elektromopeds
? Bus, Bahn fahren
? Fahrgemeinschaften bilden
? Verkehrswege sinnvoll planen
? sparsame Autos, Elektroautos – Tankstellensystem
Erneuerbare Energien:
Thermische Solarkollektoren / Solaranlagen:
? günstige Anschaffung
? Förderungen
? Rentabilität
? Kostenersparnis
? Heizen mit der Sonne
? vielseitiges Angebot
Fotovoltaik:
? derzeit noch relativ teuer, wird aber immer günstiger
? Förderungen
? Energie der Zukunft
? sehr große Potentiale
Wärmedämmung –Gebäudesanierung:
? Gebäudesanierungen – Energieberatung gratis
? günstige Dämmungen - Förderungen
? Wintergarten
? richtiges Lüften: Stoßlüften statt Kippfenster
? Raumtemperatur optimieren
? Einsparungen bis zu 70% an Energiekosten
Waldhackgut-, Pellets-Anlagen sind mittlerweile ausgereift.
Gerätebedarf und Einsatz:
? energieeffiziente Geräte
? Wärmepumpe – Geothermie optional verwenden
? Tiefkühltruhe
? Unterhaltungselektronik und Standby ? Steckerleiste
? Computer
? Energiesparlampen, LEDs
Chancen durch erneuerbare Energien:
? neuer wirtschaftlicher Hoffnungsmarkt
? noch große Potentiale vorhanden
? Schaffung von Arbeitsplätzen
? Stärkung der heimischen Finanzkraft
„Shopping macht Spaß“ -> Konsumverhalten überdenken
? bewusst einkaufen: Qualität statt Quantität
? Gegenstände lange gebrauchen
? konsequente Abfalltrennung/Recycling, Verwendung von Recyclingpapier und Verzicht auf Reklame
? Arbeit und Ausgaben reduzieren, dafür mehr freie Zeit haben
? das Zusammensein mit Familie und Freunden genießen
ERNÄHRUNG: Ausgangslage
1ha Ackerfläche: Kartoffeln für 16 Menschen- Fleisch für 1 Menschen (Quelle: FAO). Österreich importiert Futtermittel aus Lateinamerika für Masttiere, 350.000 ha Fläche für Soja - Aufforsten in Österreich bedeutet Abholzen/Brandrodung in Brasilien
Einkauf am Bauernmarkt: regional und saisonal und möglichst biologisch.
Vorteile von Bio:
? positive CO2- Bilanz
? Bodenverbesserung
? Wasserschutz
? gesünder
? ohne Gentechnik
? artgerechte Tierhaltung
? Bio – Kennzeichnung
? gute Kontrollen
Fairness: Unterstützen Sie Fairlabels durch Ihren Einkauf!
Paulus ermutigt uns zu positivem Handeln: „Ihr wisst, was zu tun ist und habt auch die Möglichkeiten dazu. Die seufzende und verängstigte Schöpfung wartet darauf, dass ihr endlich als Kinder Gottes offenbar werdet.“
Sabine Schabler-Urban, Predigt gehalten am 23.10. 2016 in der evang. Kirche Weiz, Stmk.