Tagung Hochaltrigsein als Herausforderung 2011: "Menschenwürde im Alter es kommt auf uns selbst an"
Wert und Wirklichkeit der menschlichen Würde im Kontext der Hochaltrigkeit war Thema einer Tagung, zu der der Arbeitskreis "Umfassender Schutz des Lebens" (USL) – aktion leben in der Katholischen Aktion Steiermark in den Vortragssaal im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder geladen hatte.
Glaube gibt Geborgenheit – auch im Alter
P. Severin Schneider betonte in seinem Vortrag „Das Alter als spirituelle Herausforderung“ die Bedeutung von Eigenverantwortung und Selbstachtung jedes Einzelnen. Entscheidend für die Qualität des Alterns ist für den Seckauer Benediktinerpater die Frage, ob man an ein ewiges Leben glaubt oder nicht. Auch wenn es keine Beweise für ein Fortleben nach dem Tod gebe, sei dieser Glaube in der menschlichen Natur grundgelegt und habe die Jahrtausende überdauert. Nach den neun Monaten im Schoß der Mutter sei man ja auch in ein ganz anderes Leben eingetreten, sieht der 80-Jährige in Geburt und Auferstehung Parallelen.
Dass etwas vorher nicht Dagewesenes existiert sei das größere Wunder, als dass etwas Existierendes sich weiterentwickelt und fortbesteht. Daher sei es vernünftig, an das Fortleben der Seele zu glauben.
Dass Glaubende leichter altern und auch leichter sterben bestätigte P. Leo Thenner SDS, Krankenhausseelsorger im LKH West. Er zitierte in diesem Zusammenhang auch den bekannten Grazer Neurochirurgen Fritz Heppner († 2002): „Menschen die glauben, sterben geborgener als die anderen.“
Podiumsdiskussion
Was Menschenwürde im Alltag eines alten Menschen bedeutet und wo wir an praktische Grenzen der Würde stoßen, versuchte die anschließende Podiumsdiskussion auszuloten.
Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit dürfen nicht nur Schlagwörter sein, wünscht sich DGKS Johanna Weber. Es gebe eine Vielzahl an Hilfsangeboten, die zum Teil kaum bekannt seien, eine flächendeckende Pflegeberatung sei daher wünschenswert.
Der pensionierte Techniker Wolfgang Schedler, mit 87 Jahren der älteste und doch erstaunlich „junge“ Diskussionsteilnehmer, will offen für Veränderungen, flexibel, neugierig, lernfähig und lernbereit bleiben. Begegnungen und Beziehungen seien wesentliche Bestandteile im Leben, führte er aus und konkretisierte: „In der Bereitschaft, für jemanden etwas zu tun, in der Zuwendung zum anderen, kann man Sinn finden.“
Einfühlungsvermögen und nicht nur den kranken, sondern den ganzen Menschen im Blick zu haben, nannte DGKS Renate Kiefer als wesentlich in der Palliativbetreuung. Als Koordinatorin des Mobilen Palliativteams Graz bedauert sie, dass das Thema Sterben und Tod nach wie vor zu sehr verdrängt wird. Sie ist überzeugt, dass das Sprechen darüber oft ein Stück der Angst nehmen würde.
Die Grazer Sozialstadträtin Martina Schröck war vor ihrer politischen Karriere in der stationären und mobilen Betreuung der Volkshilfe Steiermark tätig. Sie sieht im betreuten Wohnen, das zur Zeit einen Boom erlebt, in sogenannten Generationenhäusern, wie auch in Senioren-Wohngemeinschaften realistische Alternativen zum Pflegeheim. Als unabdingbar für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben bis zuletzt nennt sie eine Pflegeversicherung für alle Menschen. Weitere Anliegen sind der neuen Grazer SPÖ-Vorsitzenden mehr Sensibilität in der Verwaltung, in technischen Belangen und in der Konsumwelt.
Großen Anklang fand der Marktplatz für Hochaltrige, der viel Informatives bereithielt.
Bericht: Gerti Lambauer, Sonntagsblatt
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