Tagung Hochaltrigsein als Herausforderung 2012: "Lebensformen im (hohen) Alter"
Die Alten in die Mitte. Wir leben immer länger. Auch die Zahl der „Hochaltrigen", ab etwa 80, nimmt zu.
Schon heute leben in Österreich 1000 Menschen, die über 100 Jahre alt sind. Ob diese letzte Lebensphase zufrieden und glücklich oder bloß als Belastung erlebt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
„Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird." Der Ausspruch des deutschen Aphoristikers Werner Mitsch hat mehr denn je Gültigkeit und betrifft nicht nur die alten Menschen selbst, sondern die ganze Gesellschaft. Seit einigen Jahren legt der Arbeitskreis „Umfassender Schutz des Lebens – aktion leben" der Katholischen Aktion Steiermark verstärktes Augenmerk auf das Thema „Hochaltrigkeit als Herausforderung" und veranstaltet dazu jedes Jahr eine Fachtagung. Die vierte derartige Veranstaltung befasste sich kürzlich im Krankenhaus der Elisabethinen mit „Lebensformen im (hohen) Alter".
Der Wiener Soziologe Franz Kolland gab Einblick in die unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Alter. „Alt sind immer nur die anderen", meinte er mit Hinweis auf die 85-Jährige, die fragte, was sie denn in der Seniorenrunde tun solle: „Dort sind doch lauter Alte." Kolland fordert mehr gesellschaftspolitische Verantwortung ein: „Die Alten gehören nicht an den Rand, sondern in die Mitte der Gesellschaft!" Auch der ärztliche Leiter der Grazer Albert-Schweitzer-Klinik, Eric Stoiser, wendet sich gegen „Tendenzen unserer Zeit, alte Menschen auszugrenzen".
Sehr bedeutend für ein gelingendes Altern seien die Lebensumstände, betont Kolland. Bewegung, Humor, Spiritualität, soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten würden die Lebensqualität und die Lebenserwartung er-höhen. Die meisten Menschen möchten möglichst lange selbstbestimmt leben. Das erfordere Kreativität in der Pflege wie auch beim Wohnungsangebot.
Eine innovative Wohnform bieten Hausgemeinschaften, wie es sie im „Haus am Ruckerlberg" des Evangelischen Diakoniewerkes in Graz gibt. Pflege und Betreuung orientieren sich hier an den jeweiligen Bedu?rfnissen und ermöglichen auch Menschen mit hohem Pflegebedarf weitgehende Selbstbestimmung in der Geborgenheit einer Gemeinschaft, legte Hausleiterin Claudia Löcker-Paulus dar. Dass es auch für den möglichst langen Verbleib zu Hause viele Hilfsmittel und Unterstützungsmöglichkeiten gibt, zeigte Elisabeth Kapper-Weidinger, Einsatzleiterin beim Hilfswerk Steiermark, auf. Ein reich bestückter Marktplatz bot in der Pause einen Überblick über konkrete Angebote für alte Menschen.
Gerti Lambauer
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