Eine Startfee erzählt
Liebe Frau Berger, Sie sind eine Startfee. Würden Sie aus Ihrer Sicht erzählen, was genau eine Startfee ist bzw. wie Sie als Startfee helfen können?
Eine Startfee kommt in die Familie, in der kleine Kinder bis zum 2. Geburtstag sind, und unterstützt bei verschiedenen Dingen. Das kann Zuhören sein oder das Kümmern um die Babys oder das Baby – also ich bin bei Zwillingen (ein Bub und ein Mädchen, 10 Monate), daher sage ich die Babys. Es soll eine Entlastung sein, ganz egal, was das ist. Startfeen sind dafür da, dass die Mama Zeit für sich und eine Unterstützung mit den Kindern hat, aber sie sind nicht für den Haushalt zuständig. Am Anfang war natürlich das Wichtigste, dass die Babys zum Schlafen kommen, sie zu wickeln oder die Mama beim Stillen zu unterstützen.
Wie lange sind Sie schon Startfee?
Ich habe Anfang 2020 die Ausbildung gemacht. Ich bin dann im Juli zu dieser Familie gekommen, da waren die Zwillinge einen Monat alt, im Schnitt bin ich einmal die Woche dort gewesen. Prinzipiell ist eine Startfee einmal in der Woche für 3 Stunden bei der Familie. Ich war gleich beim ersten Treffen 3 Stunden dort – wir haben uns sofort gut verstanden. Die Mama hat mich voller Vertrauen gleich mit den Babys allein gelassen und ist den großen Bruder abholen gegangen (lacht).
Was macht Ihnen besonders Freude?
Es ist alles schön. Wenn mich ein Baby anlacht, das ist so süß! Oder wenn sich die Kleinen an mich erinnern, mich kennen und sich freuen!
Fühlen Sie sich ein bisschen als „Mama“?
Ja, manchmal schon. Wenn man sieht, eigentlich sollte das Baby schlafen und es ist zu laut herum, dann nehme ich das Baby und rede ganz leise. Es ist eigentlich schon so ein bisschen wie Mama-Sein. Als Mama hat man immer so den Megastress, und jetzt bin ich einfach viel entspannter (lacht).
Wo sehen Sie die Herausforderungen oder mögliche Schwierigkeiten in diesem Dienst?
Eine Herausforderung sehe ich sehr wohl darin, dass ich das annehmen muss, wie es in der Familie abläuft, und dass das nicht immer meinen Vorstellungen entspricht. Also für mich wäre es z. B. nicht in Frage gekommen, dass neben kleinen Kindern ständig der Fernseher läuft. Aber es geht mich nichts an. Und das sehe ich als Herausforderung: die Familie in ihren Gewohnheiten sein zu lassen. Es ist aber gleichzeitig auch eine Bereicherung, zu sehen, wie andere etwas machen, eine andere Kultur, andere Mentalität zu erleben.
Spüren Sie Freude oder Dankbarkeit seitens der Familie?
Auf jeden Fall! Also sowohl vom Vater als auch von der Mutter und auch der Oma. Mit der Oma verständige ich mich sehr interessant: Sie spricht nur ihre Muttersprache und ich nicht, aber ich merke es einfach, dass auch sie total froh ist. Die Mutter sagt mir einfach ganz klar: „Danke, es ist so super, dass du da warst.“ Also so lieb, unglaublich! Und die Oma möchte immer, dass ich etwas annehme, einen Kaffee oder irgendwas. Und sie hält es fast nicht aus, wenn ich mir nur ein Wasser nehme (lacht).
Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen in besonderer Erinnerung ist?
Das war so herzig: Ich war eine Zeitlang nicht bei der Familie, und als ich wiedergekommen bin, hat das Mäderl arg gefremdelt. Wir sind auf dem Boden gesessen, nebeneinander, das Baby war bei der Mama. Und die Mama hat dann über meinen Oberschenkel gestreichelt und gesagt: „Wir lieben Sandra, wir lieben Sandra.“ Und ein paar Minuten später war mit der Kleinen wieder alles wie immer.
Und noch ein anderes Erlebnis: Das war im letzten Sommer, da war ich noch gar nicht so lange dort. Aber der große Bruder hat gemerkt: Oh, da ist jetzt jemand und kümmert sich um die Kleinen! Dann hat er sich gewünscht, dass nur er mit der Mama ganz allein auf den großen tollen Spielplatz gehen kann – weil das ja jetzt die Gelegenheit ist, ohne Babys. Und es war so süß, wie er gestrahlt hat! Er hat das Fahrrad und den Scooter mitgenommen und noch dieses und jenes.
Was sagen Sie: Warum ist es wertvoll und sinnvoll, eine Startfee zu sein?
Wenn jemand Kinder gerne hat, kann ich nur empfehlen, Startfee zu sein – weil es richtig schön ist! Es ist für die ganze Familie wertvoll: Die Erwachsenen haben die Entlastung, die Kinder haben die Aufmerksamkeit. Ich kann auf die Kinder eingehen und als Mama geht das nicht immer so. Und wenn es der Mutter gut geht, geht es den Kindern gut.