"Kirche im Aufbruch": 75 Jahre Katholische Aktion
Mit einem Dankgottesdienst und Beteiligung von viel Prominenz aus Kirche und Gesellschaft ist am Christi Himmelfahrtstag im Linzer Rathaus das "Aufbruchsfest" gestartet, mit dem die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Der für das Laienapostolat zuständige Bischof Wilhelm Krautwaschl hielt bei einer Eucharistiefeier eine Dialogpredigt gemeinsam mit der Theologin Prof. Klara Csiszar, die den "Aufbruch" und die Synodalität als Weg der Kirche im dritten Jahrtausend und auch der Katholischen Aktion beschrieb. Die KA solle als Gemeinschaft durch ihre Liebe zu Gott und den Menschen die Welt umformen, so die Teilnehmerin der Weltbischofssynode.
Anwesend bei der Messe waren neben Referatsbischof Krautwaschl und Altbischof Maximilian Aichern als dessen langjähriger Vorgänger auch die Diözesanbischöfe Manfred Scheuer (Linz) und Josef Marketz (Klagenfurt) sowie Weihbischof Franz Scharl (Wien). Aus den Reihen der Katholischen Aktion waren neben den Präsidententrio Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Birgit Knell sowie deren Amtsvorgänger Leopold Wimmer, Luitgard Derschmidt und Christian Friesl auch Generalsekretärin Gabriele Kienesberger, die Spitzen ihrer Gliederungen auf Bundesebene sowie die KA-Vertreter aus den Diözesen gekommen.
"Auf Augenhöhe"
Die KA verstehe sich als "Netz der Gliederungen und der Diözesen im Habitus der größten gemeinsamen Vielfalt", erklärte Präsident Kaineder, der in seiner Begrüßung das "Feiern" als vierten Teil der "Grund-DNA" der Laienorganisation bezeichnete, nach "Sehen - Urteilen - Handeln". Besonders wies der Theologe zudem auf den Umstand, dass die Jubiläumsfeier im Rathaus an Tischen stattfinde - "ohne große Sitzordnung, synodal auf Augenhöhe miteinander". Was man bei der Synode in Rom gesehen habe, sei der KA in ihrem Wesen nicht fremd, sei ihr Netz doch "synodal-partizipativ auf Augenhöhe konstruiert".
Die Katholische Aktion verkörpere die "Kirche im Aufbruch", die Papst Franziskus stets verlange, befand die Theologin Csiszar in ihrer Ansprache. Statt nur auf eigene Ängste, Unsicherheiten, sinkende Kirchenbeiträge oder leerer werdende Kirchen zu schauen, habe die Laienorganisation ihre Visionen und Sendung nicht aus dem Blick verloren. Als solche nannte die Dekanin der Theologie-Fakultät der KU Linz die gelebte Vielfalt, die Öffnung für andere Erfahrungen und Kulturen, die Aufmerksamkeit, wenn Menschen ausgeschlossen werden sowie das Erheben der eigenen Stimme, wenn Menschenwürde verletzt werde.
Krautwaschl: "Kirche des Zuhörens und Verstehens"
Auf Prophetie und das Zugehen auf andere verwies auch Bischof Krautwaschl. Heute sei die Welt von Überfluss statt Hunger gekennzeichnet und der Mensch ein "Pilger ohne Ziel". Dass die christliche Frohbotschaft nicht untergehe, sondern lebendig und spürbar bleibe, sei ebenso Aufgabe der KA, wie auch, eine "Kirche des Zuhörens und Verstehens" zu praktizieren und jede Oberflächlichkeit abzulegen. Es gelte, Gott in den Menschen und in der ganzen Schöpfung zu begegnen und sich auch auf noch unbekanntes Terrain "mutig hinauszuwagen". Synodalität und gegenseitige Wertschätzung sollten dabei für das "gemeinsame Unterwegssein" maßgeblich sein.
Politik-Vertreter betonen Wichtigkeit
Für Donnerstagnachmittag standen beim "Aufbruchsfest" ein Impuls zum Fest von Bundesministerin Leonore Gewessler auf dem Programm, gefolgt von einem Podiumsgespräch mit Bundespolitikern wie der stv. SP-Klubvorsitzenden Eva-Maria Holzleitner, Reinhold Lopatka (ÖVP) und Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS). Die Politiker unterstrichen dabei, dass Politik mehr sein müsse als Parteipolitik. Es brauche gesellschaftspolitische Kräfte wie die KA, die sich kompetent, deutlich und mutig zu Wort melden und sich gleichzeitig für Dialog, Zusammenarbeit und Solidarität einsetzen.
Sorgen äußerten die Politik-Vertreter über den zunehmend spaltenden, rauen und giftigen Ton in der politischen Debatte auch in Österreich. Wie dies in Hass und Gewalt umschlagen kann, könne man derzeit in Deutschland mit großer Sorge beobachten. Politische Auseinandersetzung sei nötig, aber es brauche auch den Willen zum Kompromiss und zum gemeinsamen Vorgehen, sagte Lopatka dazu.