Warum Theologie studieren?
Warum hast du dich entschieden, Theologie zu studieren?
Ich glaube, die Theologie hat eher mich gefunden als ich sie. Verzweifelt auf der Suche nach dem passenden Studium habe ich mich quasi auf gut Glück für Germanistik und Religionspädagogik eingeschrieben, dann aber recht schnell gemerkt, dass da etwas ist an der Theologie, das mich anzieht, mich fesselt und herausfordert. Deshalb habe ich mich dann von Germanistik ab- und bei Fachtheologie angemeldet. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Vielleicht war es aber auch das Überraschungsmoment, denn ich hatte mir einiges unter dem Studium vorgestellt, aber gewiss nicht das, was es schließlich war.
Was ist das Besondere an deinem Studium?
Das Besondere an der Theologie ist, dass man sich dabei nie nur mit einem Studienfach oder einer Wissenschaft auseinandersetzt, sondern mit so viel mehr. Ich glaube die Theologie hat immer – mehr als alle anderen Studienrichtungen – mit mir selbst zu tun. Man setzt sich nicht nur auf intellektueller Ebene mit einem Inhalt auseinander, sondern immer auch mit dem eigenen Glauben, der politischen Einstellung, der Kirche als Institution, mit sich selbst und der eigenen Weltbeziehung. Indem man Theologie studiert, ist man so viel mehr als einfach Student*in oder Wissenschaftler*in, man ist immer auch ein Teil von Kirche und muss sich damit auseinandersetzten, dazu positionieren und sich oft auch in der Gesellschaft dafür rechtfertigen.
Kann Theologie etwas dazu beitragen, dass Leben gelingt?
Ich bin überzeugt davon, dass es im Leben nicht darum geht, dass es gelingt. Leben muss nicht gelingen um wertvoll zu sein. Leben ist wertvoll und kostbar, unabhängig von jeglichen Bedingungen, unabhängig davon, ob ich scheitere, ob ich erkranke, ob ich einen Lebensentwurf wähle, den andere, den die Gesellschaft für Misslungen hält. Das ist es doch, was in der Schöpfung grundgelegt ist, die Kostbarkeit eines jeden Lebens. Dazu muss ich nichts mehr beitragen, dafür muss ich nichts mehr leisten. Was die Theologie tun kann ist, entgegen den kapitalistischen Machthabern, zu leben und zu kommunizieren, auch politisch, auch im gesellschaftlichen Kontext… Den Menschen mit einer Achtsamkeit und Zärtlichkeit entgegenzugehen, die sie spüren lässt, dass sie wertvoll sind, dass ihr Leben „gelungen“ ist, egal wo sie gerade stehen, welche Wege sie gegangen sind und welche sie noch gehen werden. Theologie ist in meinen Augen immer politisch, sie muss politisch sein und für das (vermeintlich) schwache, kranke, gescheiterte, arme, ohnmächtige und verletzliche Leben eintreten, das sonst keine Verfechter hat.
Welchen Tipp hast du für Erstsemestrige?
Liebe Erstsemestrige,
macht dir bewusst, dass die Kirche sehr wahrscheinlich dein Arbeitgeber werden wird und überlege gut, was das für dich heißt, als Mann und vielleicht noch einmal mehr als Frau. Setze dich mit dieser Institution auseinander und stelle dir die Frage, ob du für diese Institution arbeiten kannst, ob du sie vertreten möchtest, denn diese Fragen werden sich dir zwangsläufig im Laufe deines Studiums oder spätestens beim Eintritt in das Berufsleben stellen. Das Studium der Theologie ist nicht wie jedes andere, wenn du mit der Kirche oder mit dem Glauben haderst (und das habe ich in den letzten Jahren quasi täglich), dann hat das auch mit dem Studium und deinem Beruf zu tun und vice versa. Diese Verwobenheit von Glauben, Kirche, Leben und Studium macht das Ganze nicht unbedingt einfach... Wenn du es aber wagst und den Weg der Theologie einschlägst, dann sei dir auch bewusst, dass es dabei Kostbarstes zu entdecken und gewinnen gibt. Ich denke, man braucht einfach etwas Abenteuerlust und den Mut, sich ehrlich mit der eigenen Person und dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen.
Theologie ist für mich...
täglich neues Abenteuer!