Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Wir befinden uns in einer Wendezeit, die 1989 begonnen hat, so Prof. Florian Bieber, Leiter des Zentrums für Südosteuropastudien in Graz bei der Festveranstaltung zu "30 Jahre Bischof Johann Weber Stiftung" am 18. November 2024 im Grazer Meerscheinschlössl. Den Anfang machte der Fall der Berliner Mauer und die Entstehung der Nationalstaaten in Osteuropa. Dann kam der Jugoslawienkrieg, die Finanzkrise 2008, der gescheiterte arabische Frühling im Jahr 2011 mit dem Krieg in Syrien, der Terror des Islamischen Staates, die Flüchtlingskrise 2015, die Covid-Pandemie und 2022 der russische Überfall auf die Ukraine. Die schlimmste Auswirkung sei, dass das politische System, das auf Basis von Regeln auf eine Übereinstimmung hinarbeitet, durch Aggression ersetzt werde. Anstatt Minderheiten zu schützen, gehe es nun darum, dass sich der stärkere durchsetze.
Der Politikwissenschaftler Bieber sucht nach Faktoren, die diesen Schwenk begünstigen. Er ortet ihn in den unzufriedenen Menschen, die sich und ihre Interessen übergangen fühlen. Und er ortet Fehler im System Europa: Die Union habe den Jugoslawienkrieg nicht allein beenden können. „Das war die Stunde Europas, aber Europa scheiterte“, so der Politologe. Im Kosovo habe die Nato interveniert und schon da seien Russland und China dagegen gewesen. Die heutigen Fronten gibt es also schon lange. Ist die liberale Demokratie gescheitert? Bieber meint, nein. Nun gehe es einmal mehr um das Vertrauen in die Demokratie und in eine auf Regeln basierende Weltordnung. „Krisen sind Episoden und nie von Dauer“, meint er, „darauf dürfen wir hoffen“.
Prof. Alina Petru bricht diesen Befund auf ihre rumänische Heimat herunter. Im Jahr 2007, als Rumänien in die EU aufgenommen wurde, habe sie dort eine gewaltige Aufbruchsstimmung wahrgenommen und in den alten EU-Staaten viel Skepsis. „Dann ist viel passiert, der Wohlstand ist sichtbar gestiegen“, erzählt die Religionswissenschaftlerin von der Lucia-Blaga-Universität in Sibiu. Gleichzeitig kam zutage, dass der Wohlstand – wie überall – ungleich verteilt sei. Corona war der Tropfen auf den heißen Stein der Unzufriedenen. Die Folge sei das Erstarken rechtsnationaler Bewegungen; in Rumänien und quer durch Europa.
Dennoch stehe über allem das Prinzip Hoffnung. Hochschulseelsorger Alois Kölbl, der für den kurzfristig erkrankten Belgrader Erzbischof Ladislav Nemet einsprang, berichtete von Freundschaften im Kosovo zwischen Albanern, Serben und Kosovaren. Bieber setzt auf die Religionen, deren Einfluss und vergleichbare Ziele und Werte. Zugleich kritisiert er die Sozialen Medien, denn „diese verstärken die Unterscheide und schwächen das Gemeinsame“, so der Politologe.
Wie wichtig die Johann Weber Stiftung ist, zeigte sich im kurzen Referat der weißrussisischen Studentin Palina Kosarewa, deren Studium in Graz ab 2025 von der Stiftung unterstützt wird. „Ich habe erlebt, wie kritische Studierende von der Polizei aus Hörsälen gezerrt wurden“, erzählt sie, „das Unterdrückungsregime zerstört jede Initiative und Gerechtigkeit“. Was Demokratie bedeute, kenne man in Weißrussland nicht. „Wir müssen erst lernen, so zu denken“, so die Menschenrechtspreisträgerin der Universität Graz. Die Bischof Johann Weber-Stiftung fördert seit 1989 das Studieren und das Lernen von Demokratie durch das Unterstützen von Studentinnen und Studenten aus den ehemaligen kommunistischen Ländern.