Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wie kommt ein Hakenkreuz auf einen Wetterhahn in 66 Metern Höhe und was macht man nun? Vor dieser Frage steht die Pfarre Neuberg an der Mürz. Am dortigen Münster dreht sich offensichtlich seit Jahrzehnten ein Wetterhahn in luftiger Höhe. Lange schon gab es Gerüchte um eine Swastika (Hakenkreuz) auf dem Metallgeflügel. So machte sich eine Anrainerin mit einem Hochleistungsteleskop auf die Suche und konnte das Hakenkreuz, das mit freiem Auge nicht sichtbar ist, identifizieren.
„Wir haben im Frühjahr dieses Jahres dankenswerterweise die Meldung darüber erhalten und eine Expertenkommission eingesetzt, um das Thema wissenschaftlich aufzuarbeiten“, so Heimo Kaindl, Konservator und Museumsleiter in der Diözese Graz-Seckau. Das Ergebnis der Untersuchung und Erzählungen aus dem Ort liest sich wie ein Krimi: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Jahr 1938 – das Dach des Münsters war wegen Reparaturen am Dach und am Dachreiter eingerüstet – seien zwei Burschen, die im ehemaligen Stahlwerk beschäftigt waren, mehrmals hinaufgeklettert. Sie hätten Maß genommen, Schablonen gefertigt, Metallplatten gemacht und diese am Hahn angebracht; eine davon mit Hakenkreuz. Als Mutprobe für die Hitlerjugend, denn die Form des Hakenkreuzes entspreche jener, welche die Hitlerjugend verwendet habe, hat Kaindl recherchiert.
Seit damals dreht sich der Wetterhahn mit Hakenkreuz in luftiger Höhe auf dem Dach des Neuberger Münsters. Seit damals war niemand mehr oben beim metallenen Gockel. „Die beigezogene Historikerkommission meint, das sei eine jugendliche Mutprobe und ein Streich gegen den regimekritischen Pfarrer und die Kirche gewesen“, sagt Heimo Kaindl. Der damalige Pfarrer von Neuberg, Franz Monschein, war von der Gestapo wegen seiner Systemkritik mehrere Wochen inhaftiert gewesen.
Wie geht es nun weiter? Die Expertenkommission schlägt folgende Vorgehensweise vor, der die Diözese Graz-Seckau folgen wird: Die Swastika bleibt zunächst auf dem Wetterhahn, bis bei nächstmöglicher Gelegenheit (wenn am Turm gearbeitet wird) das Symbol kostengünstig entfernt und als Zeitdokument im Diözesanmuseum Graz sichergestellt werden kann. Bis dahin wird die Situation mit ihrer Geschichte im Eingangsbereich der Kirche schriftlich erklärt und in einem wissenschaftlichen Beitrag der aktuelle Sachverhalt veröffentlicht. „Das Bundesdenkmalamt unterstützt diese Vorgehensweise“, so Heimo Kaindl. So wird ein dunkles Kapitel in Neuberg geschlossen.