Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Kulturwandel – dieses Wort war häufig zu hören, wenn man dem Grazer Pfarrer und Seelsorgeraumleiter Stefan Ulz zuhörte. Er sprach unlängst in der Pfarre Graz-St. Paul über die Pfarrertagung Anfang Mai 2024 im Vatikan. 200 Pfarrer aus aller Welt waren eingeladen, um über die Situation in den Pfarren zu diskutieren; Stefan Ulz war als österreichischer Vertreter dabei. Die Ergebnisse gehen an die Bischofssynode, die im Oktober 2024 in Rom stattfinden wird. Die Synode ist eine große Bestandsaufnahme über Situation und Bedürfnisse der katholischen Weltkirche.
Pfarrer Ulz benennt den Kulturwandel damit, dass die Kirche von der obersten Spitze, vom Papst und den vatikanischen Behörden weg, eine hörende wird und keine nur mehr belehrende und mahnende: „Ich bin seit 28 Jahren Priester, ich kenne einen ganz anderen Umgang.“ Der synodale Prozess, den Papst Franziskus 2021 angestoßen habe, habe genau diesen Kulturwandel zum Ziel – dass man einander zuhört, auf Augenhöhe begegnet und auf ein gemeinsames Ziel schaut: Dass alle Getauften als ein Volk Gottes den Glauben lebendig halten und Christus bezeugen, so der Grazer Priester.
Bei der Priestertagung kamen auch die brennenden Themen vor wie der Umgang mit Homosexualität oder das Frauendiakonat. Da sei vielen klar geworden, dass diese Themen weltweit extrem unterschiedlich gesehen werden. Ein Priester aus Afrika etwa sei froh gewesen, dass bei ihm Homosexualität staatlich strafbar ist, weil dort ein freier Umgang damit undenkbar sei. Und in den meisten katholischen Ländern sei noch nicht einmal das Männerdiakonat angekommen; da sei das Frauendiakonat erst recht kein Thema. „Eher geht es darum, das Weiheamt neu zu denken. Steht es für eine Karriere in der Kirche oder steht es schlicht für unterschiedliche Dienste?“, so Stefan Ulz.
Besonders beeindruckt ist der Priester von der „spirituellen Konversation“. Hier wird nicht diskutiert, sondern Argumente erst vorgetragen und zugehört. Im Wechselspiel zwischen Sprechen, Hören und Nachdenken in Stille und im Gebet bzw. Im Hören auf das, was Gott sagen möchte, entwickeln sich neue Wege im Umgang mit der gewaltigen Komplexität in der Welt. „Das größte Problem ist, dass alles sehr kompliziert ist. Der arme Papst soll all die unterschiedlichen Zugänge berücksichtigen und gleichzeitig die Einheit bewahren“, so Pfarrer Ulz. Wichtig sei vor allem die Erkenntnis, dass trotz unterschiedlicher Meinungen und Zugänge dennoch viel katholisch sei.
Wohin also steuert die Kirche? Man hört sich zu und nimmt sich ernst. Ob daraus etwas Handfestes wird, etwa eine katholische Kirche mit verschiedenen Möglichkeiten auf unterschiedlichen Kontinenten, wird sich bei der Bischofssynode im Oktober 2024 weisen.