Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Ida Maria Ronchetti: Von meinen Schüler:innen bekomme ich immer mal wieder diesbezüglich verwirrte Blicke, gepaart mit der Frage, ob das mit Mariä Empfängnis, wieder "so ein Wunder" sei. Immerhin klingt es für viele Ohren so als hätte Maria an Mariä Empfängnis Jesu empfangen, also vom Engel verkündet bekommen, dass sie schwanger ist. Das, bemerken meine Schüler:innen häufig, geht sich mit Jesu Geburt am 24. Dezember dann aber schlecht aus. Außer eben, es is wieder "so ein Wunder". Ich kläre gerne auf: Mariä Empfängnis ist das Fest an dem wir feiern, dass Maria empfangen, das heißt gezeugt, wurde. Von ihren Eltern Anna und Joachim.
Ida Maria Ronchetti: Wie so oft, geht es primär gar nicht so sehr um das Ereignis selbst, das natürlich der Anlass für den Feiertag ist, sondern um das was dahinter steht. Es geht um Beziehung. Mariä Empfängnis ist die Kurzform der vollen Festbezeichnung und erst die lange Version gibt einen Hinweis darauf, warum es in der römisch-katholischen Kirche so wichtig ist. Es ist das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Hier auf Erden ist zwar die Sehnsucht nach unserem Schöpfergott groß, unsere Beziehung zu Gott leidet aber unter unserer Menschlichkeit. Die Erbsünde ist ein weitläufiges und kompliziertes Thema, aber im Grunde ist es im Bezug auf das Fest Mariä Empfängnis nur wichtig zu verstehen, dass Gott beständig versucht unsere Beziehung mit ihm zu heilen und zu verbessern. Maria ist der Mensch anhand dem Gott genau das macht und mit uns einen neuen Weg gehen will. Von ihrer Zeugung an ist sie leuchtende Hoffnung und Vorbild für uns alle und mit ihr beginnt die Heilsgeschichte.
Ida Maria Ronchetti: Ich würde behaupten, dass die römisch-katholische Kirche und ihre Feste noch nie zeitgemäß waren. Ich denke aber, dass gerade das Fest Mariä Empfängnis in unserer Zeit besonders viel Potenzial hat. Potenzial den Blick zu weiten und die Bedeutung der Frau für Heilsgeschehen, Glaube und Kirche zu unterstreichen. Die Kirche war und ist voll von beeindruckenden, mutigen, unkonventionellen und rebellischen Frauen, die Gott den Weg bereiteten. In meinen Augen, kann es kaum genügend Feste geben, die diese Frauen feiern. Maria war eine von ihnen.
Interview: Katrin Leinfellner
Ida Ronchetti ist katholische Theologin und Lehrerin. Für den ORF gestaltet sie regelmäßig Radiobeiträge für die Religionsabteilung (Lebenskunst, Tao, Gedanken zum Nachdenken etc.).
In Österreich hat der Feiertag am 8. Dezember eine jahrhundertealte Tradition, die bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurückreicht. In der NS-Zeit wurde der Feiertag am 8. Dezember abgeschafft. Nach Ende des Krieges führte eine von Hunderttausenden Österreichern getragene Unterschriften-Aktion zur Wiedereinführung. Der Beschluss des Nationalrats im Jahr 1955 ist auch Ausdruck des Dankes für die wiedererlangte Freiheit Österreichs. Seit 1995 sind an diesem Feiertag die Geschäfte geöffnet, was immer wieder zu Debatten führt.
Es gab früher die Tradition, dass Frauen am 8. Dezember nicht arbeiten durften. Wer sich nicht daran hielt, dem erschien die „weiße Frau“. „Mariä Empfängnis“ markierte auch den Beginn der Weihnachtsbacksaison: Alle Kekse sollten bis zum 12. Dezember fertig sein.