Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, selbst begeisterter Fußballfan, die Katholische Stadtkirche Graz und die Diözesansportgemeinschaft luden Funktionäre der steirischen Bundesligaklubs sowie Vertreterinnen und Vertreter von Fans ins Refektorium des Grazer Priesterseminars ein. Unter dem Titel „Rivalität mit Respekt“ wurden Perspektiven der Fankultur beleuchtet. Nicht nur Trennendes zwischen den Vereinen, auch gemeinsame Sichtweisen traten dabei zu Tage. Einig war man sich, dass Gewalt im Stadion nichts verloren hat.
Deutlich wurde etwa, dass Rivalität nicht grundsätzlich negativ gesehen wird. Sie ist die Grundlage für ein echtes Fußballfest, wie Josef Schuster aus der Sturm-Graz- und Michael Rath aus der GAK-Fanperspektive übereinstimmend feststellten. Gäbe es jene Fans nicht, die mit ganzem Herzen lautstark ihrer Mannschaft folgen „und auch bei minus 15 Grad noch ins Stadion gehen“, so Schuster, wäre der Fußball eine sterile Angelegenheit. Gewalt, so waren sich alle ebenso einig, sei jedenfalls abzulehnen. „Fußball muss leidenschaftlich sein, aber auch respektvoll“, so Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker.
GAK-Obmann-Stellvertreter Matthias Dielacher und Sturm- Sportdirektor Schicker betonten die vielfältigen Kontakte zwischen den Vereinsführungen. „Ich bin mehr bei Sturm als bei meiner Familie“, sagte Dielacher launig. Mit Blick auf die Möglichkeiten, die ein Verein hat, um auf die Fans einzuwirken, erwähnten alle Diskutanten, dass sich die Kommunikation zwischen Vereinsführung und Fans in den letzten Jahren erheblich verbessert habe.
Sturm-Graz-Wirtschaftsgeschäftsführer Thomas Tebbich ergänzte, dass es inzwischen einen Konsens gäbe, dass keine verantwortliche Person dem Verein auf irgendeine Weise schaden möchte. Weder die Fans dem Geldbeutel der Vereinsführung durch Zerstörungen, noch die Vereinsführung den Fans, indem sie die grundsätzliche Begeisterung – die Rivalität einschließt – unterbinden würde. Bundesliga-Schiedsrichter Alexander Harkam schilderte aus seiner Perspektive, was am Spielfeld möglich ist, um Rivalität und Respekt in Balance zu halten. Wesentlich sei es, ein Spiel „lesen“ zu können und einzuschätzen, welche Schiedsrichterentscheidungen nötig sind, damit beide Mannschaften das Spiel führen können.
Ein Blick auf das bevorstehende Grazer Derby brachte die Erkenntnis, dass sich diese Begegnungen gleichsam „neu erfinden“ müssten. Die Pause von 17 Jahren, in denen kein solches Spiel stattfinden konnte, bringe es mit sich, dass Bilder und Konflikte der „Alten“ nicht mehr vollständig in die Erwartungen der „Jungen“ passen. Dielacher: „Die Fans von heute waren beim letzten Derby nicht dabei. Das Derby muss sich neu erfinden.“
Grundsätzlich zeigten sich die Anwesenden positiv überrascht, dass das Anliegen eines guten Miteinanders beim Grazer Fußball auch ein Anliegen der Kirche ist. Weitere Gespräche – etwa in jährlichem Abstand – zu Themen, die im Fußball „unter den Nägeln brennen“, wurden deutlich angeregt. Ein besonderer Dank galt der musikalischen Unterstützung durch die „Bischöfliche Hauskapelle“, die zur Eröffnung des Abends mit einem Augenzwinkern genau jenes Lied intonierte, das die Grundlage für die Torhymne von Rapid Wien ist.
Mehrmals haben in der letzten Zeit verbale und körperliche Gewalt rund um Fußballspiele Einzug gehalten. Nicht irgendwo auf der Welt, wo wir sagen könnten, ja, von dort sind wir das eh gewöhnt. Nein, direkt bei uns in der Steiermark, bei uns in Graz. Mich macht das betroffen, denn ich meine, es geht um das Spiel, um die Spannung, um Taktik und Ballkunst und auch um die gemeinsame Zeit am Fußballplatz oder daheim vor dem Fernseher mit Freunden oder der Familie. Gewalt steht im krassen Widerspruch zu unserem geliebten Sport.
Was ist nun der Kern dieses Spiels – abseits von Geld, Regeln, Vermarktung und der Technologie, die Einzug gehalten hat? Ich meine, der "Spirit of the Game", der Geist des Spiels, vereint den Zweikampf mit Respekt, Fairness, Toleranz, Teamgeist und Verantwortung. Der Kern des Fußballspiels ist verbindend. Man spielt schließlich gegeneinander, aber nicht alleine. Mit nur einer Mann- oder Frauschaft geht nichts, es braucht mehr.
Eine gewisse Rivalität zwischen Teams und Fans gehört natürlich dazu. Erst das verleiht dem Spiel seine besondere Spannung und Atmosphäre. Doch es gibt Grenzen, die wir nicht überschreiten dürfen, wollen wir unsere Menschlichkeit bewahren. Leidenschaft darf nicht in Hass umschlagen, Rivalität nicht in Feindschaft, Begeisterung nicht in Gewalt. Wenn Fans ihre Teams unterstützen, sollen sie dies mit Herz und Hirn tun, im Geist des Respekts gegenüber dem Gegner und den Mitmenschen.
Aus dem Grußwort von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl